August Alexander Klengel (1783-1852)

Klaviervirtuose (Pianist), Organist, Komponist

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Bildnis Klengel, August Alexander (1783-1852), Carl Christian Vogel von Vogelstein, 1812, Kreide, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett.
Lebensdaten:

geboren: 29. Juni 1783 in Dresden als August Alexander Stephan
gestorben: 22. November 1852 ebenda

Vater: Johann Christian Klengel (1751-1824), Landschaftsmaler
Mutter: Maria Rebecca Klengel geb. Wollrab (1759-1818)
Schwester Emilie Charlotte Clementine (1785-1858), Landschaftsmalerin

Schulausbildung:

Erhielt eine exzellente Schulbildung und schon in früher Jugend eine Ausbildung zum Musiker, insbesondere als Pianist, u. a. bei Johann Peter Milchmeyer (1750–1813).

Studium:

Als 1803 Muzio Clementi, der bedeutendste Musikpädagoge seiner Zeit, Dresden besuchte, wurde Klengel dessen Schüler und begleitete ihn auch auf seinen Reisen. In St. Petersburg trennten sich 1805 ihre Wege. Klengel blieb bis 1811 in der russischen Hauptstadt, teils sich noch vervollkommnend, teils Unterricht gebend. Von St. Petersburg zog es ihn in die französische Hauptstadt Paris, wo ihn 1813 die Kriegsereignisse nach Italien ausweichen ließen. 1814 kehrte er in nach Dresden zurück, ging aber schon 1815 nach London, wo er sich bis 1816 aufhielt. Hier erhielt er einen Kompositionsauftrag der Philharmonic Society und lieferte das Quintett für Klavier, Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass (Piano Quintet).

Beruf:

1816 führte ihn die Ernennung zum königlich sächsischen Hoforganisten endgültig wieder in seine Heimatstadt zurück, wo er mit kurzen Unterbrechungen für Reisen nach Paris und Brüssel bis zu seinem Lebensende verblieb. In den letzten Lebensjahren zieht er sich immer mehr vom öffentlichen Leben zurück und widmet sich ausschließlich der Komposition.

Wissenswertes:

Er war ein brillanter, hochgelobter Pianist, sowohl eigener als auch fremder Werke. Vor allem seine Interpretationen von Johann Sebastian Bach wurden geschätzt. 1819 arbeitet Klengel für den Verleger Härtel an einer neuen Ausgabe des Wohltemperierten Klaviers, weist aber jede Bezahlung kategorisch zurück, da ihm die Begeisterung für Bachs Musik Lohn genug gewesen sei.
Als Hoforganist genoss er hohes Ansehen. Besondere Begabung hatte er für den polyphonen Stil, d. h. sein Spiel soll sich besonders durch größte Vollendung im vierstimmigen Satz ausgezeichnet haben. Sein für seine Zeit einzigartiges kompositorisches Werk von Sonaten, Rondos, Kanons und Fugen ist vom Stil her an Bach und an Klengels Lehrmeister Clementi angelehnt. In ihm versucht Klengel eine Synthese von traditionellen und zeitgenössischen Kompositionstechniken. Er ist ein Meister des romantischen Kontrapunktes1, den er besonders in den Fugen herausarbeitet.
Die letzten Jahrzehnte seines Lebens verliert er zunehmend das Interesse am Wandel des Musikgeschmacks und widmete sich ganz der Komposition seines Hauptwerkes, den 120 Kanons und Fugen. Einige Zeitgenossen und auch die spätere (Rezension) beschreibt ihn oft als konservativ und zu sehr der Bachscher Tradition verhaftet. Aber seine Fugen und Kanons sind Meisterwerk kontrapunktischer Musik und herausragende Werke der Zeit der Hochromantik.

Frédéric Chopin (1810-1849) empfand A. A. Klengel als Seelenverwandten. Er suchte bereits 1829 den Kontakt zu Klengel. Sie spielen sich gegenseitig ihre Kompositionen vor. Chopin berichtet über einen Besuch in Dresden: „Außer meinem Klengel, vor dem ich mich morgen werde produzieren müssen, gibt es hier nichts beachtenswertes. Ich unterhalte mich mit ihm gern, weil man von ihm etwas lernen kann.“ (Brief Chopins an seine Angeh. v. 14. 11. 1830). Auch vom darauffolgenden Gegenbesuch Klengels berichtet der zwanzigjährige Chopin wenig später seinen Angehörigen wie von einem Seelenverwandten, er habe Klengel „tatsächlich so liebgewonnen, als wenn ich ihn seit dreißig Jahren kennen würde.„(Brief Chopins an seine Angeh. v. 21. 11.1830).2 (2)

Wohnsitz/Dresdner Erinnerungsorte:

1831: Dohnaische Gasse (Seevorstadt) 31b3

Grabmal:

A.02.04; Klengel, Moltrecht; Grabstein stehend, Einzelgrab, keine Grabeinfassung, geglätteter Sandstein, ein Schriftfeld
Sternenbogen, Ziersäulen mit Basis und Kapitell, Kreuz, Kelch, Anker, Dreipass.

Inschrift:

Hier ruht in Gott
und seinem Erlöser
AUGUST ALEXANDER
KLENGEL
Professor der Tonkunst
geboren den 29. Juni 1784
gestorben den 22. Nov. 1852
..… dessen Schwester
EMILIE CHARLOTTE
CLEMENTINE KLENGEL

MOLTRECHT, Christian Michael. Kaufmann. 80. Jahr. / d. 4. Mai 1818.
[mit Bleistiftwellenlinie gestrichen]
KLENGEL August Alexander. Professor. 68. Jahr. / d. 25. Novbr. 1852

Eigene Werke:

Klengel schrieb Werke solo, Konzerte, Kammermusik und andere Werke für Klavier oder mit Klavier.
Hauptwerk »Canons et Fugues dans tous les tour majeurs et mineurs«, herausgegeben 1854 als Gegenstück zu J. S. Bachs „Wohltemperierten Klavier“
Weitere:

  • Klavierkonzerte (op. 4 und 29)
  • Grand Polonaise concertante für Klavier, Flöte, Klarinette und Streicher (op. 35)
  • Klaviertrio (op. 36)
  • eine Fantasie für Klavier zu vier Händen (op. 31)
  • mehrere Klaviersonaten (op. 1, 2 und 9)
  • verschiedene Rondos, Divertissements und Nocturnes
Quellen/Literatur:
  • https://weber-gesamtausgabe.de/de/A002361.html?q=Klengel&d=all
  • Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 130.
  • Pierer’s Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 569.
  • Artikel „Klengel, August Alexander“ von Moritz Fürstenau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 159–160.
  • https://www.stadtwikidd.de/wiki/August_Alexander_Klengel

Von Silke Gabriel


  1. Kontrapunkt („Note gegen Note“): ist eine neue melodisch und rhythmisch eigenständig geführte Stimme (Gegenstimme) die zu der Grundstimme bzw. Melodie in einem polyphonen Satz gefügt wird, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Kontrapunkt ↩︎
  2. Klengel.resampled: https://klengel.resampled.de/index.html#chopin,; https://klengel.resampled.de/index.html#mythos ↩︎
  3. Dresdner Adress-Kalender : auf d. Jahr 1831. ↩︎