Grabmale nach Entwürfen von Caspar David Friedrich (1774–1840) auf dem Eliasfriedhof

1798 ließ sich Caspar David Friedrich in Dresden nieder. Er wählte Dresden bewusst, „…um hier in der Nähe der trefflichen Kunstschätze und umgeben von einer schönen Natur … seine artistischen Arbeiten fortzusetzen, einer Stadt, in der Wissenschaften und Künste blühten …, die man mit Recht das deutsche Florenz nannte“.

Die wirtschaftlichen Verhältnisse in und um Dresden waren jedoch auf Grund der Napoleonischen Kriege sehr ungünstig. Das baufreudige und lebendige Kunstleben wurde ruhiger. Es fehlte an Aufträgen für Architekten und Künstler. C. D. Friedrich kompensierte diesen Stillstand teilweise indem er Entwürfe für Grabmäler schuf. Gestorben wurde immer, Bildhauer und Steinmetze widmeten sich weiterhin Grabmalen. Nicht alle Entwürfe von C. D. Friedrich wurden jedoch umgesetzt. Nur ein Grabmal war ein Auftragswerk: das Grabmal des Kapellmeisters Franz Seydelmann auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden.

Auf dem Eliasfriedhof Dresden befinden sich vier Grabmale, die nach Entwürfen von C. D. Friedrich entstanden sind. Nicht alle Bildhauer/Steinmetze, die diese Arbeiten ausführten, sind namentlich bekannt. Es wird aber angenommen, dass einige davon aus der Werkstatt des mit C. D. Friedrich befreundeten Bildhauers Gottlob Christian Kühn (1780-1828) stammen bzw. dessen Handschrift tragen.

Quelle: Hans Joachim Kluge „Casper David Friedrich – Entwürfe für Grabmäler und Denkmäler“, Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin, 1993.


Grabmal für Christiane Augusta Kind (1793–1815)

Als Grundlage für dieses Grabmal kann der Entwurf „Denkmalsentwurf mit Urnen“ (undatiert) angesehen werden (Original im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, Inv.-Nr.: 3669/27). Es handelt sich um einen frühen Entwurf, in dem noch der Einfluss der Kopenhagener Lehrer Winckelmann und Quistorp sichtbar ist: Reine wohlproportionierte Formen von Kuben, Quader und Vasen genügen, keine Verzierungen. Der Entwurf enthält zentrisch eine Vase auf erhöhtem Quader, flankiert links, rechts und vorne von Schalen auf niedrigen Quadern. Eine dieser seitlichen Schalen auf Kubus findet im Grabmal für Christiane Augusta Kind ihre Realisierung.

Das Grabmal wurde 2010 restauriert. Die bekrönende Schale war durch Rostbildung am Verbindungsstück auseinandergebrochen. Einziger Schmuck sind die auf der Vorderseite kerbförmig eingehauenen Antiqua-Versalien:

UNSERER GELIEBTEN / CHRIST.AUGUSTA / KIND / GEB.D.6tMÄRZ 1793 / GEST.D.26tApril 1815 / VON DERENVATER / UND GESCHWISTERN / GEWEIHT

Der Vater, Johann Adam Gottlieb Kind, war promovierter Rechtsgelehrter am Appellationsgericht Dresden, Verfasser mehrerer rechtlicher Schriften und außerordentlicher Professor an der juristischen Fakultät Leipzig.

Quellen: Hans Joachim Kluge „Casper David Friedrich – Entwürfe für Grabmäler und Denkmäler“, Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin, 1993; Teichmann „Kind, Johann Adam Gottlieb“, in: Allgemeine Deutsche Biographie (1882) S. (Onlinefassung); URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd100517463.html)

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(c) Germanisches Nationalmuseum Nürnberg Hz3669_27

Grabmal für Johanna Henriette Seyffert (1764–1811)

Grundlage für dieses Grabmal ist der „Entwurf für ein Grabmal mit Kreuzen und Strahlensonne“ (undatiert), (Original in Hamburger Kunsthalle, Inv.-Nr.: 1922/331). Ein sich noch oben verjüngter blockhafter Stein, stehend „auf einem sich energisch nach unten verbreitenden Fundamentklotz, der oben durch eine leichte Einziehung und eine dünne Platte abgesetzt ist“. Alle vier Seiten enthalten Schmuckelemente: in Steinarbeit vorgesehen zwei sich nach oben zuneigende Blattranken oder Ährenbündel, mittig im Fundament aufgesetzt einen Metallkreuz mit Strahlsonne.

Bei der Umsetzung dieses Entwurfes für das Grabmal der Johanna Henriette Seyffert wurde auf Metallkreuz und Strahlsonne verzichtet. Die Blockform wurde beibehalten und schließt jetzt kreuzdachförmig ab. Nicht ausgeführt wurden die im Entwurf gezeichneten Blattranken, dafür als Schmuck Kränze mit Bändern: An zwei gegenüberliegenden Seiten ein 7-eckiger Stern umschlossen von einem Mohnkapselkranz, die beiden anderen Seiten schmückt ein Schmetterling im Ährenkranz.

Die inzwischen verwitterte Inschrift lässt sich nur teilweise lesen „Hier ruht Johanna Henriette Seyffert, geb. Großmann, die geboren war 1764 und gestorben ist 1811“.

Ehemann Johann Gottlob Seyffert (1760-1824) war Kupferstecher und außerordentlicher Professor an der Kunstakademie Dresden.

Quellen: Hans Joachim Kluge „Casper David Friedrich – Entwürfe für Grabmäler und Denkmäler“, Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin, 1993; Lier, Hermann Arthur, „Seyffert, Johann Gottlob“ in: Allgemeine Deutsche Biographie 34 (1892), S. 109 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd132610620.html#adbcontent

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(c) Hamburger Kunsthalle Inv.-Nr. 1922/331

Grabmal für Major Ernst Müller (1769–1824)

Der „Entwurfblatt für drei säulenförmigen Grabmäler“ tauchte erstmals 1928 im Katalog der Kunsthandlung Kühn Dresden auf; jetzt befindlich in der Staatlichen Kunstsammlung Dresden, Kupferstichkabinett (Inv.-Nr.: C 1927-79).  Obwohl als klassischer Säulenaufbau (Basis, Schaft, Kapitell) skizziert, entsteht hier eine neue Form des Säulengrabmals: Keine Bindung mehr an antike Säulenanordnung, die Abmessungen der Teile sind freiwählbar und verschiedenartige Ausschmückungen werden angedeutet. Verwendet wurden diese Entwürfe für die Erstellung der Grabmale des Kapellmeister Franz Seydelmann auf dem Alten Katholischen Friedhof und des Grabmal für Major Ernst Müller auf dem Eliasfriedhof.

Der ausführende Bildhauer des Grabmales für Major Müller ist nicht eindeutig bekannt, wird aber Christian Gottlieb Kühn zugeschrieben. Umgesetzt wurde die Idee einer neuen Säulenform von C. D. Friedrich. Auf einem abgestuftem Postament steht der nach oben verjüngte Säulenschaft. Schwebend auf der Säule erscheint die runde Platte mit Sternenkranz (Vorlage: u.st. Skizze linke Darstellung). Eine Vielzahl von Symbolen schmück unaufdringlich die Eleganz der Säule: vier Paare Palmwedeln in Form eines gotischen Bogen zulaufend auf geflügelte Engelsköpfe, erloschene Fackeln nach unten geneigt, Tränen-Tropfen am Schaft zwischen Sternenkranz und Säule. Auf die in der Entwurfsskizze zu sehende, sich in den Schwanz beißende Schlange als Symbol der Unendlichkeit wird in der Ausführung verzichtet.

Ernst Müller war ein hessischer Major a la Suite am königlich-sächsischen Hof.

Quellen: Hans Joachim Kluge „Casper David Friedrich – Entwürfe für Grabmäler und Denkmäler“, Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin, 1993

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(c) Kupferstichkabinett Dresden (Inv.-Nr. 1927-79)

Grabmal für Dr. Christian Ernst Ulrici (1750–1825)

Der „Entwurf für ein Pfeilergrabmal mit Kreuz in gotischen Spitzbögen“ ist ebenfalls ohne Datum wird aber von Forschern auf die Jahre 1824-1825 datiert (heute im Besitz des Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Inv.-Nr.: 3669/29). Klare Linienführungen und Beachtung geometrischer Strukturen im aufgesetzten Pyramidenstumpf entsprechen dem klassizistischen Nüchtern- und Schönheitsideal.

Die Ausführung des Grabmales wird wiederum dem Freund C. D. Friedrichs, Christian Gottlieb Kühn, zugeschrieben. Das im Entwurf enthaltenen Höhenmaß von 10 Fuß (= 2,83 m) wurde konsequent umgesetzt. Trotz der gotischen Bögen bleibt die klassizistische Form dominant. Die in die Tiefe des Schafts sich verjüngenden Bögen erheben das auf der einen Seite inne liegende Kreuz zum Schweben. Die anderen drei Seiten tragen Inschriften:

„Dr. Christian Ernst Ulrici / geboren den 2. Mai 1750 / gestorben den 14.5.1825“

„Matthaei Cap.23.V-40 / Was ihr gethan habt einem unter meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir gethan“

„Dankbare Erinnerung des Vereins zu Rath und That“

C. D. Friedrich verwendete das Motiv dieses Entwurfes in seinem Gemälde „Friedhofseingang“ (1825): zweifach den Torbogen umrahmend und gekrönt mit Schalen aus dem „Denkmalsentwurf mit Urnen“ (siehe Grabmal Christiane Augusta Kind).

Der kinderlose, in Dresden tätige Advokat Dr. Christian Ernst Ulrici stiftete ein Großteil seines Vermögen dem 1803 von Dresdner Freimaurern gegründeten wohltätigen „Verein zu Rath und That“.

Quellen: Hans Joachim Kluge „Casper David Friedrich – Entwürfe für Grabmäler und Denkmäler“, Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin, 1993; https://www.stadtwikidd.de/wiki/Verein_zu_Rath_und_That

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(c) Germanisches Nationalmuseum Nürnberg Hz3669_29

 

aktualisiert v.m.n. Mai/2023

(c) Farbfotos: förderverein eliasfriedhof dresden e.v., M.Voigt, V.Neumeister