Der Architekt Gottfried Lippmann (1936–2020) – 20 Jahre Arbeit für den Eliasfriedhof.

Gottfried Lippmann, Foto Adrian Lippmann

Am 4. April 2021 hätte unser Vereinsmitglied Gottfried Lippmann seinen 85. Geburtstag gefeiert. Dies war ihm, der seit 20 Jahren die Bau- und Restaurierungsarbeiten auf dem Eliasfriedhof begleitete, nicht mehr vergönnt.

Begonnen haben die Arbeiten für den Eliasfriedhof im Jahr 2000, als Gottfried Lippmann offiziell in den Ruhestand eintrat. Zuvor hatte er ein reiches Arbeitsleben als Architekt und Denkmalpfleger hinter sich. So war er an vielen wichtigen Baudenkmalen Sachsens und Dresdens als Architekt verantwortlich tätig und hat diese mit seinem Fachwissen und mit Akribie im Detail geprägt.

Auszugsweise für seine geplanten und begleiteten Denkmalobjekte seien Schloss und Fasanenschlösschen Moritzburg, Arbeiten an der Albrechtsburg in Meißen, die Elbschlösser Albrechtsberg und Eckberg in Dresden, die Schlossanlage in Pillnitz, die Festung Königstein mit Brunnenhaus, Garnisionskirche und Friedrichsburg, die Burg Stolpen und das technische Denkmal der Zinnwäsche mit Pochwerk in Altenberg genannt.

Alle diese Objekte waren zwar groß, aber für einen Architekten überschaubar. Als die ersten Planungen für den Eliasfriedhof begannen, war die Situation anders.

Vor ihm, dem Förderverein, wie dem kirchlichen Friedhofsträger, lag ein aufgelassener Friedhof. Dieser war bestimmt von den Ruinen der Grufthäuser und Wildwuchs aus einem über 40 Jahre ohne Pflege sich selbst überlassenen Biotop. Unter Efeu begraben lagen durch Vandalismus umgestürzte Grabmale und Grabmalteile, unbekannte Bildhauerwerke aus zwei Jahrhunderten, deren Anzahl und erforderlicher Sicherungsumfang nicht abschätzbar war.

Zustand Grufthäuser 32–34 vor 1990, Foto M. Voigt

Nach ersten Notsicherungen der offenen Grüfte und Freimachung der Hauptwege begann unter Planung und Bauleitung von Gottfried Lippmann die Sicherung der Grufthaus-Ruinen. Es begann für ihn eine 15-jährige Arbeit, die zugleich die Leistungen der durch den Förderverein flankierten Arbeiten der Wiederherstellung des Friedhofs abbildet.

Gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Dr. Zepnik und der Fachfirma Ortwin Trux gelang eine technische Meisterleistung für eine schwierige Aufgabenstellung. Die frei stehenden Arkaden der Grufthäuser hatten sich von den Querwänden gelöst und standen bis zu 15 cm außer Lot. Um den bei einem Rückbau mit unvermeidlichem Verlust an Originalteilen zu vermeiden, wurde die Arkade mit Stützkonstruktionen und Winden gerichtet und neu verankert. 2002 konnte Richtfest für die Überdachung der Grufthäuser 26–37 gefeiert werden.

In den folgenden Jahren betreute Gottfried Lippmann die ihm besonders am Herzen liegende Restaurierung der kunstvollen Barock-Gitter der Grufthäuser. Nebenher begleitete er fachlich die Arbeiten der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für die Verfugung der Friedhofsmauern und die Beräumung von Grüften von Erdmaterial bei gleichzeitigem Erhalt von Befunden von Grabmalen.

Als 2006 mit dem von Caspar David Friedrich entworfenen Grabmal des Major Müllers die erste Grabmalrestaurierung begann, ließ er sich auch praktisch in die Steinrestaurierung einweisen. So führte er als Architekt i. R. die sonst nur Restauratoren vorbehaltene Kompressen-Entsalzung am großen Barockmonument Morgenstern im Grufthaus 41 durch.

Im Verein war er immer ein ruhiger, sachbezogener Berater, der alle Aktivitäten mit begleitete. In Erkenntnis der Größe des Umfangs der erforderlichen Sicherungsmaßnahmen des Friedhofs brachte er 2013 mit der engagierten Friedhofsverwalterin einen Förderantrag als national wertvolles Kulturdenkmal auf den Weg. Nachdem dies im ersten Anlauf nicht gelang, zog er sich aus seiner aktiven Phase zurück, wies aber noch seinen Nachfolger ein.

Ab diesem Zeitpunkt betreute er jedoch noch Grabstellenkartierungen, beschäftigte sich mit Grabmalrekonstruktionen und kümmerte sich mit um die Friedhofspflege.

2016 gelang ihm eine spektakuläre Entdeckung. Zwei vermisste Grabmalfragmente, ein Putten- und ein Widderkopf, tauchten in einer Dresdner Kunstauktion auf und konnten durch seine Zuordnung für den Eliasfriedhof gerettet werden.

Im Jahr 2019 ereilte ihn ein Schlaganfall. Ab diesem Zeitpunkt hat er an seine Wohnung gebunden, noch mit Interesse die Restaurierungsfortschritte auf dem Eliasfriedhof verfolgt. Nach seinem Ableben bat seine Familie in seinem Sinn die vielen Freunde, Kollegen und Bekannten statt Trauerschmuck um eine Spende für den Eliasfriedhof. Dafür wählten sie die Finanzierung der in brillanter Bildhauerarbeit formschlüssig ausgeführten Bildhauerergänzungen am Grabmal Bellmann aus.

Das 1807 errichtete Sandsteingrabmal stellt einen Eichenstamm dar, der mit Medaillons verzierte ist. Es bildet die Symbiose aus Gottfried Lippmanns Liebe zu den ehrwürdigen Denkmalen der Bildhauerkunst unter dem Dach des alten Baumbestands.

Für die Vereinsmitglieder bleibt dieses Grabmal ein Ort, ihm zu gedenken und Anregung zu sein, so wie er den »Denkmalgarten der Ewigkeit« weiter zu pflegen.

Grabmal Bellmann, Foto M. Voigt