Traugott Lebrecht Pochmann (1762–1830)

Portrait- und Historienmaler, Professor an der Kunstakademie Dresden

Traugott Leberecht Pochmann, Selbstbildnis, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett.
Lebensdaten:

geboren: 6. Dezember 1762 in Dresden
gestorben: 23. April 1830

Vater Gottlob Pochmann, Schneidermeister; Mutter: Johanna Christiana, geb. Orfall
Geschwister: älter: Johann Samuel, Christiana Friederika, jünger: Christian Gottlieb, Samuel Ehregott, Benjamin Fürchtegott

Heirat am 9. November 1797 mit Henriette Regine Ulrici (Vater war Ratsherr und Stadtschreiber in Meißen)
Geburt der Tochter Emma Maria Dorothea am 10. Januar 1800. Pochmann bestreitet die Vaterschaft, nimmt den Einspruch später (nach 1815) zurück, ohne die Tochter wirklich anzuerkennen; Scheidung im gleichen Jahr
Vermutlich zweite Tochter aus anderer außerehelicher Verbindung (keine Nachweise gefunden)

Studium:
  • Erste Zeichenversuche in der Werkstatt des Vaters
  • 1773: Schüler an der Zeichenschule der Dresdner Kunstakademie bei Charles François Hutin (1715–1776)
  • 1781: Schüler von Christian Gottlob Mietzsch (1742-1799) und Cajetan Toscani (1742-1815) erwähnt.
  • 1782: Schüler von Anton Graff (1736-1813)
  • 1787: Vorlesungen und Unterricht bei Giovanni Batista Casanova (1730-1795)
Beruf:
  • 1776: erstmalige Beteiligung an der Akademie-Ausstellung, bei denen er in den folgenden Jahren bis zu seinem Tode fast immer vertreten ist
  • Ab 1788: als Portrait- und Historienmaler aufgeführt1 (1), eine Tätigkeit als Miniaturmaler wird erwähnt
  • 1796: Pensionär der Dresdner Kunstakademie, verpflichtet sich jährlich einige Miniaturen zu liefern
  • 1. März 1800: Mitglied der Kunst-Akademie als Portrait- und Geschichtsmahler2 ohne Verpflichtung
  • 1802/03: Studienreise nach Paris und Rom
  • 1814 bis in die späten 1820er-Jahre: alljährliche Arbeitsaufenthalte als Bildnismaler in Leipzig
  • 6. Dezember 1815: Berufung zum außerordentlichen Professor an der Dresdner Kunstakademie und ab 2. Februar 1816 ordentlicher Professor
  • 1828: in den Ruhestand versetzt
Wissenswertes:

Seit der Studienzeit verband T. L. Pochmann eine lebenslange Freundschaft mit dem Bildhauer Franz Pettrich (1770-1844). Gemeinsame Reisen festigten ihre künstlerischen und persönlichen Beziehungen. Arbeiten an Grabdenkmälern, wie z.B. für Giovanni Batista, gestorben 1795 und auf den Inneren Katholischen Friedhof beerdigt, verbanden beide Künstler. Für dieses Monument lieferte Pochmann die Zeichnung und trug die Kosten für den Marmor und Franz Pettrich führte es in höchster künstlerischer Qualität aus.

Als akademischer Maler gehörte T. L. Pochmann in seiner Zeit zu den produktivsten Malern in Dresden. Auftraggeber für Bildnisse waren wohlhabende Bürger, Beamte, Schauspieler, Sänger und Musiker. In einer Dresdner Stadtbeschreibung wurde er 1807 unter den Künstlern erwähnt, die den Ruhm der Kunstakademie ausmachten. In den jährlichen Akademie-Ausstellungen wurden seine Bilder lobend besprochen.
Als Historien- und Antikenmaler war er zuerst anerkannt, aber in späteren Jahren auch häufig stark getadelt. Jüngeren Künstler wie Ernst Rietschel galt er als Vertreter einer „abgelebten“ Kunstperiode. Pochmann war angesehen und hatte Gönner und Unterstützer bei Hofe, sowohl beim Kurfürsten/König Friedrich August III./I. als auch bei König Anton.

In den letzten Lebensjahren wurden die Kritiken an seiner Arbeit als Professor lauter, da sein Unterrichten und der Umgang mit den Schülern nicht angemessen war: „In seinem Lobe soll er sehr karg, mit seinem Tadel aber desto freigiebiger gewesen sein.“
Auch die negativen Urteile über seine Malerei häuften sich und seine künstlerischen Leistungen kamen in die Kritik. Der Generaldirektor der Akademie Graf Vitzhum von Eckstädt schlug im März 1828 die Entlassung vor: „Hinzu kommt noch, das Pochmann, wie die Ausstellungen der letzt verflossenen Jahre leider bewiesen haben, in seinen eigenen Leistungen als Künstler sehr auffallend zurück schreitet, und auch auf dieser Seite des Vertrauens und der Achtung der akademischen Zöglinge immer mehr verlustig und in jeder Beziehung um desto unfähiger wird, seinem Lehr-Amte mit irgend einigem Nutzen vorzustehen.3
Nach seinem Tod und letzten Würdigungen geriet er schnell in Vergessenheit. In einem Nachruf (Nekrolog) auf den Künstler bemerkte Carl August Böttinger, dass Pochmann „durch Geradheit im Urtheile und Freimüthigkeit im Gespräche, die ihn oft in das Geschrei brachte, er sei abstoßend und schroff, Allen die den Kern von der Schale zu unterscheiden wussten, stets ein willkommener Gesellschaft und in jedem Verhältnis des Lebens ein Biedermann“ gewesen sei.4

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Todesanzeige Pochmanns, Dresdner Anzeiger 25.04.1830.

T. L. Pochmann hatte als klassizistischer akademischer Maler und privat keinerlei Beziehungen zu C. D. Friedrich und dessen Kreis. Beide Seiten äußerten sich ablehnend übereinander, wenn auch nicht unter Nennung des Adressaten.

Pochmanns Werke sind zumeist in Privathand, aber auch staatlichen oder kommunalen Museen und Sammlungen Sachsens und Berlin-Brandenburgs.

Wohnsitz/Dresdner Erinnerungsorte:
  • Vor 1788: Altmarkt Nr. 30
  • 1788: Altmarkt 8
  • 1816: Neumarkt 7405
  • Häuser nicht mehr vorhanden, Kriegsverlust

Seit 1938 erinnert die Pochmannstraße in Dresden-Strehlen an den Maler.

Grabmal:

Grabstelle B 18/14
Ein Einzelgrab deckt eine geschliffenen und leicht gewölbte Sandsteingrabplatte, gestiftet und geschaffen von dem bekannten Dresdner Steinbildhauer Franz Pettich, der mit Pochmann eng befreundet war. Als Symbole der Profession des Verstorbenen sind als Flachrelief Farbpalette, Pinsel und Lorbeerzweig ausgeführt. Darunter befindet sich die Grabinschrift:

Ruhestätte
für
TRAUGOTT LEBERECHT POCHMANN
Professor
der bildenden Künste
geb: den 6. Dec: 1762, gest: den 23. April 1830.

Als
edler Mensch, treuer Freund
wackrer Künstler
allen
die sein Herz und sein Wirken
gekannt und verstanden
unvergesslich.
PETTRICH

Die falsche Schreibweise des zweiten Vornamens, es müsste lt. Taufbuch6 „Lebrecht“ heißen, ist damit zu begründen, dass auch zu Lebzeiten in Briefen und Dokumenten dieser Name verwendet wurde. Er selbst schrieb sich „Lebrecht“.

Eigene Werke:

Selbstbildnisse, Zeichnungen, Gemälde
Werksverzeichnis in: Marx, Harald: Traugott Lebrecht Pochmann (1762-1830). Ein Dresdner Maler in seiner Zeit, Königsbrück 2021, S. 250 ff.

Quellen/Literatur:

Von Silke Gabriel


  1. Heinrich Keller: Alphabetisches Verzeichnis aufs Jahr 1788. aller characterisirten und anderer Künstler in Dresden, welche bereits durch Ausübung der Kunst leben… Churfürstl. Hofbuchdruckerey, 1788. ↩︎
  2. Churfürstlich-Sächsischer Hof- und Staatscalender Leipzig: Weidmann, 1765-1806 ; Leipzig: Weidmann u. Reich, 1765-1788. ↩︎
  3. Schreiben an König Anton. ↩︎
  4. Böttinger, Nekrolog, Abend-Zeitung: auf das Jahr 1830. ↩︎
  5. Dresdner Adress-Kalender: auf d. Jahr ↩︎
  6. Taufbuch der Kreuzirche Dresden 1760-1765, Bl. 82 b. ↩︎