Geodät, Astronom und Direktor der Technischen Bildungsanstalt in Dresden
Wilhelm Gotthelf Lohrmann wurde als Sohn eines Dresdner Ziegelmeisters geboren. Nach dem Besuch der Garnisonschule wechselte er 1811 an die Bauschule der Dresdner Kunstakademie, um Architekt zu werden. Doch dieser Wunsch erfüllte sich nicht – Lohrmann fand keine Anstellung. So nahm er ein Volontariat als Feldmesser an und wurde 1816 in der neu gegründeten Kameralvermessungsanstalt eingestellt. Dort war er, gefördert von seinem Vorgesetzten von Schlieben (1781–1839), an zahlreichen Projekten beteiligt, wie z. B. der Herstellung einer Karte des Elbstromes als Grundlage für künftigen Hochwasserschutz und Verbesserung der Elbschifffahrt, an der Vorbereitung der topographischen Kartierung des Landes Sachsen und dem Trassenbau für die Leipzig-Dresdner Eisenbahnstrecke. In freien Stunden widmete er sich astronomischen Beobachtungen und zeichnete eine große Mondkarte.
Von besonderer Bedeutung sind, neben zahlreichen Ehrenämtern, Lohrmanns Verdienste als Vorsteher der am 1. Mai 1828 gegründeten Technischen Bildungsanstalt Dresden, Vorgängerin der heutigen Technischen Universität. Zu seinen Aufgaben gehörte neben der Aufsicht über die gesamte Bildungsanstalt die Erarbeitung der Lehrpläne und das Führen der Finanzgeschäfte. Ihm oblag auch die »Unterstützung der Schüler mit guthem Rath … hinsichtlich ihrer Studien und ihrer Lebensweise«, aber auch die »Verwarnung und Anzeige der nachlässigen und unfleissigen Schüler«. Sächs. Hst. A. Arch. Polyt. No. 1, Bl. 73/75. Mit der Schrift »Die Organisation der technischen Bildungsanstalt betreffend« legte er im Oktober 1834 ein Dokument vor, das die Grundlage für eine Reform der Schule und die Modernisierung der Lehrpläne bildete.
Nach von Schliebens Tod bot man Lohrmann die Direktion der Kameralvermessungsanstalt an. Er beabsichtigte, diese nach dem Osterfest 1840 zu übernehmen und die Leitung der Bildungsanstalt niederzulegen. Dazu kam es nicht, denn eine Typhuserkrankung setzte seinem Leben plötzlich ein Ende.
Die TU Dresden würdigte den ersten Direktor der Technischen Bildungsanstalt, dem Vorläufer der heutigen Eliteuniversität, 1928 mit einer Inschrift in dem schon damals nicht mehr vollständigen Grabmal. Das ursprünglich oben aufgesetzte Steinkreuz war bereits zu diesem Zeitpunkt verloren gegangen. Im Jahr 2008 wurde der Stein mit finanzieller Unterstützung der TU und weiteren Spendern von Steinbildhauermeister Elmar Vogel rekonstruiert und am 5. April feierlich enthüllt.