Langjährige Pröbstin des freien adligen Magdalenenstiftes Altenburg
Lebensdaten:

Geboren: 09. Juni 1784
Vater: Johann Georg Friedrich von Friesen (1757–1824); Mutter: Caroline, geb. Gräfin von der Schulenburg (1764 – 1803)
Geschwister:
3 Halbgeschwister (Kinder der 1. Ehefrau des Vaters Johanne Friederike Louise Caroline, geb. von Krosigk)
- Heinrich Friedrich Ernst (1779 -1781)
- Louise Henriette Caroline (1780-1787)
- Caroline Jacobine Sophie (1781-1857)
10 Geschwister
- Carl (1786–1823)
- Heinrich (1788–1809)
- Johanne Friederike (1789–1825)
- Marie Louise (1790-1791)
- Elisabeth (1793–1878)
- Louise (1794–1870)
- Friedrich (1796–1871)
- Charlotte (1798-1874)
- Ernst (1800–1869)
- Hermann (1802–1882)
Gestorben: 23. Februar 1861 in Dresden
Schulausbildung:
Über die Jugend oder auch die Schulausbildung von Juliane von Friesen ist nichts bekannt.
Beruf:
Das Leben von Juliane von Friesen ist eng mit dem freien adligen Magdalenenstift zu Altenburg verbunden. Dieses wurde auf Bitten von Henriette Catharina von Gersdorff an Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenberg am 4. Dezember 1705 feierlich eingeweiht und hat seitdem eine ununterbrochene Tradition. Als Gebäude für das Stift diente der von Herzog Friedrich Wilhelm II. für seine Frau Magdalena Sibylle von Sachsen (nach der auch das Stift benannt ist) errichtete Witwensitz. Sie verstarb aber schon am 6. Januar 1688, bevor das Gebäude fertiggestellt werden konnte.
Seit seiner Gründung erfüllt das Stift die Aufgabe, als Internat und Mädchenschule für junge adlige Damen (Stiftsfräulein) zu dienen. Diese sollte im evangelischen Sinne erzogen und für ihr späteres Leben ausgebildet werden. Die Ziele dieser Erziehung und Ausbildung waren: „Hier sollen Töchter adliger Eltern Unterweisung im Christenthume, so wie in allen nützlichen, künftigen Hausfrauen nöthigen Wissenschaften, Künsten und Fertigkeiten erhalten und ebenso sollen sie zu adliger Sitte und ächter Humanität erzogen werden“1 Diese Aufgaben übernahmen sowohl die Stiftdamen als auch Erziehungsfräuleins.
Das Eintrittsdatum von Juliane von Friesen in das Magdalenenstift ist nicht bekannt. Es ist aber bekannt, dass Juliane von Friesen am 25. August 1814 im Alter von 30 Jahren das Amt der Pröbstin übernahm und dieses Amt über 40 Jahre innehatte.
Die Aufgaben der Pröbstin waren sehr weitreichend. Neben dem Probst des Stiftes, der die eigentliche Oberaufsicht über das Stift innehatte, war die Aufgabe der Pröbstin eher auf die Organisation der Ausbildung und Aufsicht über die Stiftdamen und Erziehungsfräulein ausgerichtet. Sie sollte „für das leibliche, wie für da geistige und sittliche Wohl aller Bewohner des Hauses sorgen und dasselbe möglichst überwachen, sie soll sorgen, dass der fromme Geist, der einst die Anstalt ins Leben rief, in allen Gliedern derselben wach werde und sie mehr und mehr durchdringe, belebe leite“ oder einfach „Die Pröbstin soll im Stifte Allen Alles seyn“.
Juliane von Friesen muss ihr Amt im Magdalenenstift sehr gut ausgefüllt haben. So ist ein ausführlicher Bericht zu ihrem 25. Amtsjubiläum am 25. August 1839 überliefert, an welchem auch Ferdinand Georg August von Sachsen-Coburg-Saalfeld und seine Frau teilnahmen. Kurz vorher, am 30. Januar 1839, wurde ihr das Prädikat Execellenz (Ehrenprädikat in der Anrede von Persönlichkeiten in hervorragender amtlicher Stellung) verliehen.
Am 21. Juli 1856 schied sie nach 42 Jahren aus dem Amt der Pröbstin aus und begab sich zunächst auf den Stammsitz der Familie in Rötha. Sie kehrte im September 1856 in das Magdalenenstift nach Altenburg zurück. Da sie die ihr statutenmäßig zustehende Wohnung freiwillig aufgegeben hatte, stiftete der regierende Herzog Ernst I. von Sachsen-Altenburg eine namhafte Summe in Anerkennung ihrer Verdienste, um ihren Verbleib im Stift zu ermöglichen.
Während ihrer Amtszeit im Magdalenenstift waren 423 Stiftsfräuleins eingetreten und unter fünf verschiedenen Pfarrern ausgebildet worden.
Im Oktober 1859 verließ Juliane von Friesen Altenburg endgültig und zog zu ihren beiden Schwestern nach Dresden. Sie verfasste Abschiedsworte für die Stadt Altenburg und das Magdalenenstift, die am 20. Oktober 1859 im Altenburger Amt- und Nachrichtenblatte erschienen. Diese endeten mit den Worten:
„Und Du, mein theures Stift, wirst mein letzter zeitlicher Gedanke und Dein stetes Wohl wird meine Bitte beim Eingang in die Ewigkeit sein“
Heute ist das Magdalenenstift ein Sozialzentrum mit vielfältigen diakonisch-sozialen Aufgaben.
Wissenswertes:
Juliane von Friesen wurde gemeinsam mit ihren beiden Geschwistern Johanne Friedrike von Friesen und Heinrich von Friesen auf dem Eliasfriedhof beerdigt. Johanne Friedrike von Friesen war ebenfalls Stiftsdame im Stift Stetterberg. Dieses wurde um das Jahr 1000 als „Jungfrauenstift“ gegründet, 1568 in ein evangelisches Damenstift umgewandelt und 1938 aufgelöst.
Wohnsitz/Dresdner Erinnerungsorte:
Die letzte Adresse von Juliane von Friesen in Dresden ist die Bautzner Straße 1.
Grabmal:
Juliane von Friesen ist in einem guten erhaltenen Doppelgrab mit Ihren beiden Geschwistern beerdigt. Beide Grabmäler sind mit massiven Grabplatten bedeckt, die jeweils die Lebensdaten der Beerdigten tragen. Im linken Grab sind Juliane und Johanne Friedrike von Friesen bestattet, im rechten Grab Heinrich von Friesen. Bei ihm ist zusätzlich vermerkt, dass er an einer „bey Berggieshübel erhaltenen Schußwunde“ verstorben ist.
Quellen/Literatur:
Constantin Schöne, Geschichte des freien, adligen Magdalen-Stiftes zu Altenburg, zweite fortgesetzte Ausgabe. Altenburg: B. A. Pierer 1860.
Von Matthias Dähn
- Dieses und alle folgenden Zitate aus: Constantin Schöne, Geschichte des freien, adligen Magdalen-Stiftes zu Altenburg, zweite fortgesetzte Ausgabe. Altenburg: B. A. Pierer 1860. ↩︎