Johann Gottlieb Zillmann (1786-1846)

Hautboist1, Stadtmusikus, Trompeter

Johann Gottlieb Zillmann
Fotografie nach dem Gemälde von E. Werner. Dargereicht von Fräulein Elsa Zillmann Dresden. In: Anneliese Zänsler, Die Dresdner Stadtmusik, Laaber 1996.
Lebensdaten:

geboren: 7. März 1786 in Kiebitz bei Döbeln

gestorben: 7. Mai 1846 in Dresden an Lungenschwindsucht

Erste Ehefrau: Christiane Dorothee, geb. Schönherr (1793-1828); Sohn aus 1. Ehe: Ferdinand Zillmann, 1817 – beerdigt ebenda 4. Dez. 1866

Zweite Ehefrau: Christiane Wilhelmine, geb. Bachmann (1795-1868); Sohn aus 2. Ehe: Eduard (1834 – 1909), Musiker, Komponist, Musiklehrer

Schwester (?): Johanne Regine, Ehefrau des Kammermusikus Franz Schröter, beerdigt ebenda 15. Jan. 1833 mindestens ein (jüngerer) Bruder: ZILLMANN Johann Gottfried. Kammermusikus 1790-1862, auch auf dem Eliasfriedhof mit Sohn und Tochter begraben (siehe unten)

Beruf:
  • ca. 1808 bis 1811: beim Dresdner Stadtmusikus Gottfried Krebs (gest. 1816) tätig
  • danach 1811 bis 1816: Premier-Hautboist beim Königlichen Sächsischen Fuß-Artillerie-Regiment, Wehrpflicht und Teilnahme an Napoleonischen Krieg
  • 1814 bis 1817: Kompositionsunterricht bei Christian Theodor Weinlig, Kreuzkantor in Dresden
  • danach 1811 bis 1816: Premier-Hautboist beim Königlichen Sächsischen Fuß-Artillerie-Regiment, Wehrpflicht und Teilnahme an Napoleonischen Krieg
  • Herbst 1816 bis zur Pensionierung im April 1843: Stadtmusikus in Dresden, verantwortlich für die städtischen musikalischen Ereignisse, d. h. unter anderem die gesamte evangelische Kirchenmusik der Stadt zu gewährleisten, Aufzüge, Turmblasen, Hochzeiten und andere „Ausrichtungen“ der Bürger auszurichten. die Organisation und Unterhaltung einer leistungsfähigen Kapelle, Konzert- und Auftrittstätigkeit ab verschiedensten Orten, Aus- und Weiterbildung der angestellten Musiker, kompositorische Aufgaben zu besonderen Anlässen, Erteilung von Auftrittslizenzen für auswärtige Musiker, Beschaffung und Unterhaltung von Instrumenten und weiteres.
  • Es wird auf verschiedensten Plattformen angeben, dass er ab 1821 zusätzlich Trompeter in der Königlich-sächsische musikalische Kapelle war, aber das scheint eine Namensverwechslung mit seinem Bruder Johann Gottfried Zillmann zu sein.
Wissenswertes:

Über die Anstellung beim Rat der Stadt Dresden

Für die Stelle des Stadtmusikus hatten sich mehrere angesehene Musiker beworben. Höchstwahrscheinlich entschied man sich für J. G. Zillmann wegen seiner Zugehörigkeit zum Militär. Gedienten Leuten stand ein Vorrecht zu. Außerdem beherrschte Zillmann mehrere Instrumente, dabei ausgezeichnet Violine und Klarinette. Für seine Bewerbung benötigte er Lehrbriefe, Zeugnisse und Empfehlungsschreiben, die leider nicht erhalten sind. Darüber hinaus entschied eine Prüfung der Fähigkeiten im Dirigieren, Komponieren und Spielens von drei Instrumenten über die Anstellung. Der Rat der Stadt Dresden lud ihn und einen Mitbewerber deshalb zu einer Probe in das Auditorium der Kreuzschule ein. Der damalige Kantor Christian Theodor Weinlig war dabei Gutachter. Bürgermeister und Senatoren entschieden sich für Zillmann, Weinlig hätte den Mitbewerber den Vorzug gegeben.

So erhielt J.G. Zillmann am 24. September 1816 seine „Instruktion“ (Arbeitsvertrag). Sie umfasste 14 Punkte und die Stadt behielt sich die Möglichkeit einer Kündigung vor. Vorher war die Anstellung auf Lebenszeit. Es wurden Pflichten und Einkommen geregelt. Mit 279 Talern wurde Zillmann äußerst dürftig bezahlt. Der Stadtmusikus in Leipzig erhielt fast das Zweieinhalbfache. Wichtig war das „Verbiethungsrecht“, d.h. Zillmann konnte bestimmen, wer neben ihn noch in der Stadt aufspielen dürfte. Dieses Recht setzte er so oft willkürlich um, dass der Rat der Stadt es einschränken musste und später ganz annullierte (siehe dazu Stadtarchiv Dresden, Die Annahme und Verpflichtung der Stadtmusici, Akte A XII 77).

Konzerttätigkeit

Zillmann hatte lt. Vertag die Aufgabe eine leistungsfähige Kapelle zu bilden und zu unterrichten und gute Instrumente einzusetzen. Das war die Grundlage, die gesamte evangelische Kirchenmusik der Stadt zu gewährleisten, Aufzüge, Turmblasen, Hochzeiten und andere „Ausrichtungen“ der Bürger auszureichten. Darüber hinaus betreute Zillmann mit seinen und angeworbenen Musikern regelmäßige und saisonale Konzerte in verschiedensten Gaststätten und „Etablissement“ der Stadt. Die Annoncen dazu erschienen im Dresdner Anzeiger und würden meist von den Gastwirten aufgegeben. Zillmann ließ dem Anlass und den Wunsch des Veranstalters entsprechende Musikstücke spielen, das konnte sowohl Unterhaltungs- und Tanzmusik, als auch Sinfonien, Requiems und Passionsmusik.

Konkurrenzkämpfe gab es mit den Militärmusikkorps und Militärmusikchören, die auch zu Tanzvergnügen, Sonntagsmusik und Konzerten aufspielten und somit den Verdienst der Stadtmusiker schmälerten. Zillmann gelang es z.B. Abonnementkonzerte der Militärmusik in Linckeschen Bad gerichtlich zu sperren. Gleichzeitig gab es ab ca. 1840 eine Tendenz zur Auflösung des einst festgefügten Handwerkerverbundes in der Musik. Einzelne Musiker verließen die Stadtmusik und bildenten eigene Formationen oder gingen als „Lohnleute“ in andere Kapellen. Zillmann sprach die Einführung einer Konzession für Musiker an, die von der Polizei überprüft wird. Bis dahin hatte der Stadtmusikus das alleinige Recht diese auszustellen.

J. G. Zillmann hat zeit seines Lebens immens gearbeitet, war nicht unumstritten als Leiter der Dresdner Stadtmusik, spielte selbst unermüdlich und war auch ab 1821 zusätzlich Trompeter in der Königlich-sächsische musikalische Kapelle.

Wegen einer „Schwäche im Arm“, die ihm das Violinspiel und Notenschreiben erschwerte, ließ er sich am 29. April 1843 pensionieren.2 (4)

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Beispiele der Konzerttätigkeit

Außerdem:

Johann Gottlieb Zillmann war Mitglied der Freimaurerloge Zu den drei Schwertern und Asträa zur grünenden Raute. (6)

Die Zillmannsche Musikschule ging zurück auf den Stadtmusikus. Dessen Sohn Eduard erteilte im väterlichen Haus, Moritzstraße 4, Musikunterricht. Die Musikschule war später in der Bautzner Straße 28 ansässig und hatte bis weit in das 20. Jahrhundert Bestand. (6) Vorvorgänger im Amt war Karl Traugott Schmiedel, Stadtmusikus von 1795 bis 1807 der auch mit Ehefrau und zwei Töchtern auf dem Eliasfriedhof (A05.03.) bestattet wurde (siehe dazu und auch zur Beziehung zu Justus Johann Friedrich Dotzauer (A07.43.) im Anhang)

Wohnsitz/Dresdner Erinnerungsorte:
  • 1831: Hausbesitzer Moritzstraße Nr. 747
  • nach 1848: Moritzstraße Nr. 44
Grabmal/Restaurierung:

Schwibbogen 92

Dreiteilige Grabstätte; aufrechtstehendes Kreuz aus Sandstein: Schlummere sanft Du guter Vater

Links und rechts davon aufrechtstehende Schriftplatten stark verwittert, links fragmentarisch: Christiane Dorothee, geb. Schönherr 20. April 1793, 21. Febr. 1828, weiteres stark verwittert, rechts stark verwittert, nicht lesbar, liegende Gruftplatte:

Hier ruht in Gott
Herr Johann Gottlieb Zillmann
den…
geb. 6. März 1786 gest. 7. Mai 1846
mit 60 Jahr ..Monate
….
denn
Tugend und Liebe sind ewig
Hier ruhet unsere gute Mutter
Christiane Wilhelmine, geb. Bachmann                              
geb. am 28. Juli 1795 gest. 6. Febr. 1868

Lt. Grablegebuch in der Grabstätte:

  • 1. Ehefrau des Stadt-Musikus Joh. Gottlieb Zillmann 35. Jahr, beerd. 25. Feb. 1828 (Erstbelegung)
  • Schröter, Johanne Regine, geb. Zillmann Ehefrau des Kammermusikus Franz Schröter, 29 Jahr, beerd. 15. Jan 1833
  • Zillmann, Juliane Louise, Tochter des Kammermusikus Johann Gottfried Zillmann (Bruder), 2 Jahr 5 Monate 19 Tage, beerd. 28. Februar 1834
  • Zillmann, Johann Gottlieb, gewesener Stadt-Musikus, ein Ehemann. 60 Jahr 2 Monate, beerdigt 11. Mai 1846
  • Zillmann, ungetaufte Tochter des Musiklehrers und Hoftheater-Musikus Ferdinand Zillmann, 5 Tage, beerdigt 11. Sept. 1865,
  • Zillmann, Ferdinand, Musiklehrer, ein Ehemann, 48 Jahr 6 Monate, beerdigt 4. Decbr. 1866
  • Zillmann, Christiane Wilhelmine, geb. Bachmann, Stadtmusikus Wittwe, 2. Ehefrau 72 Jahr 7 Monate, beerdigt 9. Febr. 1868

Grab seines Bruder Johann Gottfried ZILLMANN gegenüber (über den Weg) im Grabfeld B.06.15+16 liegend

Ein Engel warf hier seine
irdische Hülle.

ZILLMANN Henriette Wilh. Cäcilie. Kammermusikus Tochter 5. Monat. / d 21. April 1847.

ZILLMANN August Bernhard Kammermusikus Sohn 4. Wochen. / d. 27. Septbr. 1848.

ZILLMANN Johann Gottfried. Kammermusikus 72. Jahr. / d. 30. August. 1862.

Sandsteineinfassung, liegendes zerbrochenes Grabkreuz und zweitem disloziertem Kreuzfragment, vollständige Sandsteineinfassung, Sandstein geglättet mit Fugenimitation, vollständiges Steinkreuz; Kreuz umgestürzt liegend, der Fußbalken ist vollständig zerrissen, derzeit zwei Teile Zweitbelegung: Schuhmachermeister Ludewig und seine Witwe.

Quellen/Literatur:

  1. Als Hautboist (gesprochen: „Oboist“) wurde zuerst ein Oboenbläser bezeichnet. „Hautboist“ war auch ein Offiziersdienstrang im Orchester und der klassischen Harmoniemusik. Der Titel löste sich allmählich von den tatsächlich gespielten Instrumenten. Später wurde daraus die Bezeichnung Hoboist für einen Militärmusiker in einem Musikkorps. ↩︎
  2. Anneliese Zänsler, Die Dresdner Stadtmusik. Militärmusikkorps und Zivilkapellen im 19. Jahrhundert, Lauber-Verlag 1996. ↩︎
  3. Ebd.. ↩︎
  4. Dresdner Adress-Handbuch 1840: https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/6406/1 ↩︎

Von Silke Gabriel