Johann George Schreyer (1678-1750)

Kurfürstlich-sächsischer Hofgärtner

Von Dr. Stefanie Krihning

Grabmal von Johann George Schreyer auf dem Eliasfriedhof
Grabmal Schreyer, Foto: M. Voigt

Schreyer wurde am 20. August 1678 in Gamig bei Dresden geboren. Möglicherweise war er der Sohn des um 1690 dort nachweisbaren Lustgärtners Matthes Schreyer. Dieser betreute einen Lust-, einen Bleich- und diverse Baumgärten, in denen der junge Johann George gelernt haben könnte.

Über Schreyers Ausbildung ist bisher nichts bekannt. Sie scheint aber 1709 soweit gediehen zu sein, dass Oberlandbaumeister Johann Friedrich Karcher (1650-1726) ihn als „neuen“ Gärtner im Großen Garten anstellte. Der „alte“ Gärtner war Johann Jeremias Unger II. (1656-1733), der ab 1706 die Ungersche Gärtnerdynastie im Großen Garten fortsetzte. Beide Gärtner begleiteten die Umsetzung von Karchers Planungen bis zur weitgehenden Fertigstellung des Gartens im Jahr 1722. Zum Dank für seine Leistungen erhielt Schreyer freie Wohnung im „Pavillion lincker Hand“, also dem 1945 zerstörten Pavillon H.

Um 1722 wurde Schreyer schließlich nach Pillnitz abgeordnet, um den dortigen Schlossgarten unter Leitung Matthäus Daniel Pöppelmanns (1662-1736) anzulegen. Schreyer blieb jedoch bis zu seinem Tod in der privilegierten Wohnstätte im Großen Garten wohnen.

Sowohl im Großen Garten als auch in Pillnitz konzentrierte sich Schreyers Arbeit auf die Neuanlage unter Berücksichtigung sich teils gravierend ändernder Planungsziele sowie die Betreuung höfischer Großveranstaltungen. Seine besonderen Fähigkeiten lagen also in der Anleitung und Beaufsichtigung vieler Arbeitskräfte gleichzeitig. Besonnenheit, Flexibilität, Pragmatismus und Stresstoleranz müssen ebenso zu seinen Stärken gezählt haben wie das Planlesen, Abstecken, Beschaffen und Organisieren. Er war damit eine essenzielle Stütze der Architekten im kursächsischen Oberbauamt.

Nach dem Tod Augusts des Starken wurde Schreyer 1733 pensioniert, kümmerte sich aber weiterhin um den Pillnitzer Garten, der vom sächsischen Hof kaum noch genutzt wurde. Seine zweite Frau Sophie Dorothea betrieb im Großen Garten einen Bierschank.

1740 erhielt der inzwischen 62jährige einen Adjunkt zur Seite gestellt. Zehn Jahre später starb Schreyer an einem rheumatischen Fieber. Im Gegensatz zu den Ungers, die in einem wohl schon länger in Familienbesitz befindlichen „Schwibbogen“ auf dem Dresdner Johanniskirchhof ihre letzte Ruhe fanden, erhielt Schreyer am 12. März 1750 ein Erdbegräbnis auf dem Eliasfriedhof. Sowohl sein Grabstein, als auch dessen Platzierung am früheren Hauptzugangsweg zeugen von Wohlstand und Standesbewusstsein. Der Stein zeigt die Insignien des (hof)gärtnerischen Berufsstandes: Bäume, Blumen, Gartenplan und Zirkel. Pflanzenranken tragen eine Kartusche mit der Inschrift:

„Allhier

ruhet in GOTT

Der WohlEhrenVeste

und Wohlweise

auch Kunstreiche Herr

Herr Johann George Schreyer

Kgl. Churfürstl. Sächs. Wohlbestallter Kunst-

und Lust-Gärtner in großen

Garthen.

Ist gebohren zu Gamich,

den 20. Aug. 1678.

starb seelig d. 8. Mart. 1750

seines Alters 71. Jahr…“

Gurlitt beschrieb das Sandstein-Grabmal 1903 als 2,32 m hohe „Felsgruppe mit Kartusche und Blumen, vorn ein Schädel, Blumen, Zirkel und ein Gartengrundriss. Die Gruppe steht auf geschweiftem Sockel, auf diesem ein Tuch mit der Inschrift für die Frau“. Das Grabmal ist heute nur noch 1,70 m hoch, der obere Teil muss bereits vor 1945 verschollen sein. Zur auf dem Sockel erwähnten Gattin gibt Gurlitt den heute kaum noch lesbaren Namen Johanna Elisabeth, geb. Jacobi an. Es muss sich bei ihr um eine bereits früher verstorbene Ehefrau Schreyers handeln.

Bisher konnte die Urheberschaft des künstlerisch wertvollen Grabsteins nicht geklärt werden. Angesichts des Tätigkeitsfeldes seines Besitzers könnte er aber durchaus eine letzte Ehrerweisung des kursächsischen Oberbauamtes an ihren verdienten Mitarbeiter sein.

Weiterlesen: Krihning, Stefanie: Im Schatten Pöppelmanns: Der Pillnitzer Hofgärtner Johann George Schreyer (1678-1750). In: Die Gartenkunst 1/ 2023, S. 36-44.

Grabmal von Johann George Schreyer, Foto: M. Voigt, 2023