Johann David Schubert (1761-1822)

Porzellanmaler, Radierer, Kupferstecher

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Friedrich Ludwig von Vieth (Zeichner) / Johann Christian Benjamin Gottschick (Stecher): Bildnis des Johann David Schubert (1761–1822), Kupferstich, 1795, Wikimedia Commons.
Lebensdaten:

geboren: am 18. Juni 1761 in Dresden, getauft am 21. Juni 1761

gestorben: 8. Juni 1823 im Alter von 62 Jahren früh um 8 Uhr in Dresden, an einer „Brustkrankheit“, beerdigt am 11. Juni 1823. Laut Kirchenbuch starb er als Witwer und hinterließ keine Kinder.

Vater: David Schubert, war Orgel- und Instrumentenmacher und Architekturzeichner; Mutter: Dorothea Elisabeth

Hochzeit am 30. Juni 1789 mit Christiana Erdmuth, geb. Frietzschen (1762-1818, gest. an Brustentzündung und beerdigt am 8. April 1818), Tochter des Johann Gottlob Frietzschen (Poussierer/Former bei der Porzellanmanufaktur in Meißen)

Studium:

Er studierte nach dem Tod seines Vaters (1772) an der Kunstakademie Dresden und war Schüler von Charles Hutin und Giovann Battista Casanova.

Beruf:

In den beiden Kunstschulen Meißner Malerschule und Dresdner Akademie hat Schubert seine Ausbildung erhalten. In seiner ersten Zeit malte Schubert hauptsächlich Schlachtenbilder und wandte sich dann mehr der Geschichtsmalerei zu. Er fand jedoch kaum Gelegenheit, größere Bilder auszuführen, sondern musste sich mit kleinen Zeichnungen und Stichen für Taschenbücher, Almanache und dergleichen durchhelfen. Aus dieser frühen Zeit lassen sich keine Werke Schuberts als sicher nachweisen. Erst die Tätigkeit an der Porzellanmanufaktur hat ihm geordnete und einigermaßen gefestigte Lebensverhältnisse gebracht.

Als Zwanzigjähriger wird er zum 1.4.1781 in der Manufaktur als Bataillenmaler (Kriegsmaler) angestellt. Seine Verpflichtung ist wohl schon auf die Bemühungen des Grafen Marcolini, der Meißner Malerei eine lebendigere und frischere Auffassung einzuflößen, zurückzuführen. Marcolini hatte 1774 die Leitung der Fabrik übernommen (ab 1775 hat Marcolini eine eigene Marke eingeführt. Den beiden gekreuzten kursächsischen Schwertern in blauer Unterglasur fügte er einen Stern in der Knaufmitte hinzu. Diese Marke wurde bis 1814 benutzt). Schubert war anfangs besoldeter Maler. Der junge Schubert wird in den Akten stets als ein Maler der höchsten Klasse aufgeführt. 1786 wird er Zeichenmeister (Lehrer) in der Zeichenschule der Manufaktur.


In diese Zeit fallen seine Wertherbilder. 1774 erschien Goethes Roman „Die Leiden des jungen Werther“, sein Erstlingsroman. Wertherporzellan wurde zwischen 1775 und 1790 ausschließlich in der Meißner Manufaktur produziert. Alle bisher bekannten Stücke tragen die Meißner Schwertermarke aus der Marcolinizeit. In der Vorlagensammlung der staatlichen Porzellan-Manufaktur befindet sich eine Mappe mit Aquarellen von Johann David Schubert zu Goethes Werther, die auf Porzellan übertragen wurden. Sie zeigen in querovalen Bildfeldern, die die Form der Reserven vorwegnehmen, Szenen aus Goethes Roman. Sie sind fast alle innerhalb der Darstellung mit „Schubert fecit“ signiert und 1787 bzw. 1788 datiert. Es finden sich auch Anweisungen für den Verwendungszweck der Szenen, indem Schubert bereits auf dem Blatt angibt, für welchen Geschirrteil er die Episode entworfen hat. Starke Gebrauchsspuren deuten auf die häufige Benutzung der Vorlagen hin. Sie wurden neben ihrem primären Zweck, als Vorlagen für Porzellan zu dienen, auch als Studienmaterial für die Schüler der Meißner Zeichenschule eingesetzt. Bei dem Werther-Porzellan handelt es sich um Einzelstücke und komplette Service mit Darstellungen aus dem tragischen Liebesroman oder den Bildnissen der beiden Protagonisten Werther und Lotte.


Außerdem werden Schubert 1794 die Korrekturen beim Malerchor übertragen, die bisher Johann George Loehnig, einer der fähigsten Maler jener Zeit, ausgeführt hatte. Aus diesen Jahren sind zahlreiche Zeichnungen und Illustrationen Schuberts zu verschiedenen Romanen und Taschenbüchern bekannt. Als Beispiele seien nur der Klingersche Faust und der Paul Pfop von Kramer genannt, dessen Kupferstiche den Wertherbildern am nächsten stehen. Weiter muss die große Anzahl von Almanachen erwähnt werden, in denen sich feine Kupferstiche finden, unter ihnen die lange Reihe der Revolutionsalmanache bei Dieterich in Göttigen und der Leipziger Taschenbücher für Frauenzimmer. Auch das Zeichenbuch von Bieweg 1798 mit Hernann und Dorothea gehört in diesen Zusammenhang. Es enthält sechs allegorische Landschaftskupfer von Schubert.

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Johann David Schubert, Der Weihnachtsabend, 1792, Wikimedia Commons.


Das letzte Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts scheint die fruchtbarste Zeit im Schaffen Schuberts gewesen zu sein. Trotz dieser reichen Tätigkeit, die ihm wohl mit den meisten Illustratoren seiner Zeit zusammenführte, und trotz eines guten Auskommens fühlt Schubert in seiner Meißner Anstellung noch nicht die volle Befriedigung. In einem Gesuch an der Grafen Marcolini bewirbt er sich 1795 um Versetzung an die Akademie Leipzig, wo er sich in den Kunstsammlungen und Bibliotheken weiterzubilden hofft.

Bei der Dresdner Akademie, die wie die Manufaktur der Direktion Marcolinis unterstand, wurde Schubert schon damals als Ehrenmitglied geführt. Das gleiche Jahr 1795 bringt, wenn auch in anderem Sinne, die gewünschte Veränderung. Schubert wird Ober-Maler-Vorsteher an Stelle des Professors Schönau. In dieser Stellung braucht er sich nur eine Woche im Monat bei der Fabrik in Meißen einzufinden. Seine übrige Zeit kann er in Dresden verbringen. 1801 übernimmt er daher auch eine Professur für Geschichtsmalerei an der Akademie.

Auch im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts ist Schubert als Illustrator erfolgreich tätig gewesen. Aus den Jahren 1805 bis 1812 stammen die Kupfer zur moralischen Bilderbibel von Loffius, sowie wieder eine große Anzahl von Almanachkupferstichen meist geschichtlichen Inhalts. Bis zum Ausscheiden Marcolinis aus der Leitung der Manufaktur, Anfang 1814, bleibt das Dienstverhältnis Schuberts als Ober-Maler-Vorsteher (Leiter der Meißner Zeichenschule) in Meißen und Professor in Dresden bestehen. Dann setzt ein starker Wechsel im Personal ein, der hauptsächlich durch die Kriegswirren bedingt gewesen sein mag, denen Sachsen 1812 und 1813 ausgesetzt war. Die Zeichenschule wird bei dem Direktionswechsel verwaltungstechnisch der Akademie in Dresden untergeordnet. Schubert scheidet dabei aus dem Dienstverhältnis zur Manufaktur aus und bleibt Professor der Geschichtsmalerei an der Akademie und Leiter der Zeichenschule (Ludwig Adrian Richter besuchte 1816-1823 die Dresdner Kunstakademie, zuletzt als Schüler von Johann David Schubert).

Wissenswertes:

Schubert war bekannt für seine Porträts und Landschaftsmalerei. Er arbeitete hauptsächlich im Stil des Klassizismus. Er schuf zahlreiche Stichvorlagen zur Illustration von Büchern seiner Zeit. Schubert schuf auch zahlreiche Kupferstiche nach berühmten Gemälden anderer Künstler. Seine Werke wurden in renommierten Ausstellungen gezeigt, darunter die Dresdner Akademieausstellung.
Er hatte eine enge Zusammenarbeit mit dem Kunsthändler Johann Gottlob von Quandt. In Meißen wurden seine Bilder als Vorlagen für Porzellane und für die Malschüler verwendet. Im Januar 1824 wurde sein Nachlass, eine Sammlung von rund 6000 Kupferstichen, Handzeichnungen und Büchern, versteigert.

In Briefen von Minna Uthe-Spazier an Theodor Christian Friedrich Enslin von 1817 wird Schubert als „ein ebenso hell denkender als feinfühlender Künstler“ beschrieben.1 Im Adresskalender der Kunstakademie wird er als Professor der „Geschichtsmahlerey“ erwähnt neben Johann Carl Rößler, Jacob Crescenz Seydelmann, Josef Mathias Grassi, Friedrich Matthäi, Ferdinand Hartmann, Anton Graff, Johann Christian Klengel.2

Wohnsitz/Dresdner Erinnerungsorte:

Seine letzte Adresse war die Johannisgasse 200 in Dresden.

Grabmal:

C.14.16/18

Eigene Werke:
  • Werther-Illustrationen, die er 1787 bis 1788 als Zeichenmeister der Meißner Manufaktur geschaffen hat, sie waren als Vorlagen zur Übertragung auf Porzellan gedacht.
  • Viele seiner Werke sind heute Teil bedeutender Kunstsammlungen weltweit.
  • Beispiel Hamburger Kunsthalle: Zwei sitzende Herren (Federzeichnung, Inv.-Nr. 1963-655) / Jäger und Dame im Walde (Zeichnung, Inv.-Nr. 1963-362) / Vater den Sohn umarmend (Federzeichnung zur Illustration eines Theaterstückes, Inv.-Nr. 1963-653
  • Beispiel Kupferstichkabinett, Staatliche Kunstsammlung Dresden: Diverse Radierungen und Zeichnungen, Inv.-Nummern A 27420 bis A 27435; A 1937-85; A 1983-880; C 1937-1037; C 1937-1080; C 1937-1300; C 1949-145; C 1949-146; C 1949-147; A 27418; A 27414; A 27411; A 27416; A 27412; A 27415; A 27413; A 27417; A 27410; A 27419; C 3408 (Hinweis: Das A vor den Inventarnummern bedeutet, dass es eine Graphik ist, das C steht für Zeichnungen)
Quellen/Literatur:
  • Zusendung von Informationen der Kunstakademie Dresden / Zusendung von Informationen der Manufaktur Meißen
  • Taufbücher, Trau- und Bestattungsbücher für Dresden und Meißen auf https://www.archion.de/de/.
  • Die Wertherillustrationen des Johann David Schubert (Schriften der Goethe-Gesellschaft, Bd. 46), Weimar 1933
  • Angelika Müller-Scherf: Wertherporzellan. Lotte und Werther auf Meißner Porzellan im Zeitalter der Empfindsamkeit), Wetzlar 2009.
  • Schubert, Johann David, in: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart (Thieme/Becker), Bd. 30: Scheffel–Siemerding, Leipzig 1936, S. 305.

Von Anett Knauber


  1. Von Minna Uthe-Spazier an Theodor Christian Friedrich Enslin. Plauen bei Dresden, August 1818. In: Digitale Edition der Briefe aus Jean Pauls Umfeld, bearbeitet von Selma Jahnke und Michael Rölcke (2020–). In: Jean Paul – Sämtliche Briefe digital. Herausgegeben im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften von Markus Bernauer, Norbert Miller und Frederike Neuber (2018–). URL: http://jeanpaul-edition.de/umfeldbriefbrief.html?num=JP-UB1134 ↩︎
  2. https://www.stadtwikidd.de/wiki/Johann_Carl_R%C3%B6%C3%9Fler ↩︎