Christian Weinlig (1681-1762)

Syndikus, Stadtschreiber, Bürgermeister in Dresden

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Wappen der Familie Weinlig, aus: August Kurz/Carl Georgi, Geschichte der Familie Weinlig von 1580 bis 1850, Bonn 1912.
Lebensdaten:

Geboren: 23. April 1681 in Breslau

gestorben: 13.07.1762 in Dresden

Vater: Gottfried Weinlig (1651–1702); Mutter: Anna Helena Weinlig, geb. Wolf (1660 – 1681)
Geschwister: Gottfried Weinlig (1683–1751); Johann Gottlob Weinlig (vor 1702 – ?)

Erste Frau: Anna Christiana Weinlig, geb. Gotter (um 1685 – 1732); 7 Kinder; Zweite Frau: Magdalena Sophia Weinlig, geb. Schomburg (1706 – 1769); 10 Kinder gestorben

Schulausbildung:

Besuch des Gymnasiums in Breslau

Studium:

Jura-Studium an der Universität Leipzig

Beruf:
  • 1703: Jurist, Rechtskonsulent und Advokat in einer Anwaltskanzlei am Altmarkt in Dresden
  • 1724: Ratsherr (Senator)
  • 1730: Stadtschreiber
  • 1735: Stadtsyndikus (Stadtsyndikus – (gelehrter) Jurist in städtischen Diensten, der den städtischen Rat berät und in Rechtssachen vertritt, auch mit gerichtlichen Funktionen, z. T. mit (beratender) Stimme in Rat und Gericht)
  • 1744: erste Ernennung zum Ersten oder Regierenden Bürgermeister
  • 1753: zweite Ernennung zum Ersten oder Regierenden Bürgermeister
Wissenswertes:

In die zweite Amtszeit von Christian Weinlig als erster Bürgermeister fällt die Besetzung von Dresden im Siebenjährigen Krieg durch die Preußen. In dieser Zeit erwarb sich Christian Weinlig einige Verdienste um die Stadt Dresden. Dem damaligen Kurfürsten von Sachsen und König von Polen, August III (Sohn von August des Starken) wurde durch die Preußen „alle nur möglichen Rücksichtnahmen“ durch die Truppen zugesichert. So teilte der preußische Gesandte von Mahltzahn schon im Jahre 1756 dem Bürgermeister Weinlig mit: „man solle sich versichert halten, daß hiesiger Stadt kein Haar gekrümmt, aller Exceß hart bestraft und alles bar bezahlt werden solle“.1
Gleichwohl kam es aber schon kurz nach dem Einmarsch mehrerer preußischer Regimenter im September 1758 zu erheblichen Differenzen zwischen Militär und Stadtverwaltung. Trotz Protesten von Christian Weinlig und anderer Spitzen der Stadtverwaltung wurden junge Männer gewaltsam rekrutiert. So begab sich Christian Weinlig mit anderen Ratsspitzen am 11. April zum Generalmajor von Retzow „um demselben Vorstellungen wegen dieser gewaltsamen Werbung zu machen. Derselbe äußerte darauf, es sei dies auf Spezialbefehl Sr. Majestät des Königs von Preußen“.2

Im März 1758 wurde Dresden eine Kontribution von 300.000 Taler auferlegt, die durch die Stadt unmöglich aufzubringen war. Im August nahm der Preußenkönig Friedrich II. in Dresden Quartier. In Verhandlungen mit dem kommandierenden General erreichte Christian Weinlig, dass die Kontribution auf 120.000 Taler, zahlbar in Raten, reduziert wurde. Da die Besatzer aber der Ansicht waren, dass die Stadt mit den Raten in Verzug war, wurden die Kontributionen auf 500.000 Taler erhöht. „Mit viel Tausend Thränen“ hatte die Stadt bis 11. April 1758 erst 220.000 Taler zusammengebracht – es fehlten weitere 280.000 Taler. Weinlig überreichte daraufhin mit anderen Spitzen der Stadt dem preußischen Stadtkommandanten eine schriftliche Darlegung über das Unvermögen der Stadt die vollständige Kontribution zu bezahlen.3
In der Folgezeit kam es trotz persönlichen Einsatzes von Christian Weinlig für die Stadt beim preußischen General zu Zerwürfnissen mit dem Rat der Stadt. Nach dem Abzug der Preußen 1759/1760 aus Dresden und dem Einzug der Österreicher wurden Vorstädte und auch viele Gebäude in der Dresdner Altstadt abgebrannt – so wurde u.a. auch die Kreuzkirche auf Grund preußischen Beschuss schwer beschädigt. In Folge dieser Ereignisse kam es zu einer Hungersnot in Dresden.
Weinlig war zu dieser Zeit bereits schwer erkrankt und nahm nur noch sporadisch an Ratssitzungen teil.

Wohnsitz/Dresdner Erinnerungsorte:

Die Familie Weinlig besaß ein Bürgerhaus in der Webergasse 2, Ecke Altmarkt, in dem sie lebten, das sie zum Teil aber auch vermieteten. Es wurde auch unter der Adresse Alter Markt 9 geführt. Es ist davon auszugehen, dass Christian Weinlig hier lange lebte. Das Haus befand sich nach dem Tod von Christian Weinlig weiter im Besitz der Familie, zuerst im Besitz seiner Witwe Magdalena Sophia Weinlig. Sie vermietete u. a. an den bekannten Portraitmaler Anton Graff (1736 – 1813). Das Haus wurde durch den Sohn von Christian Weinlig, Christian Traugott Weinlig (Architekt und Oberlandbaumeister, 1739 – 1799) um 1790 umgebaut und aufgestockt. Bis ins 20. Jahrhundert befand sich im in dem Haus die Arnoldische Buchhandlung. Johann Christoph Arnold (1763–1857) gründete dort die Lesegesellschaft „Museum zu Dresden“. Das Gebäude brannte bei der Bombardierung Dresdens 1945 aus und wurde nach dem Krieg abgetragen.

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Grabmal von Weinlig mit Chronos-Statue (1958)
Grabmal:

Christian Weinlig ist in der Familiengruft bestattet worden. Das Grufthaus Nr. 37 wurde ihm 1740 für seine Verdienste von der Stadt Dresden geschenkt. Heute steht in der Familiengruft wieder das Grabmonument der Familie Weinlig. Der Saturn hält mit beiden Händen eine Schriftrolle mit den wichtigsten Lebensdaten von Christian Weinlig. Der Skulptur wurde leider um 1958 der Kopf abgeschlagen. Danach stand diese jahrelang  zum Schutz im Palais im Großen Garten von Dresden, bevor die Skulptur im Jahr 2021, nach der Wiederherstellung der Gruftdächer, auf den Eliasfriedhof zurückkehren konnte.

Quellen/Literatur:
  • Karlwilhelm Just, Geschlecht Weinlig um 1550 bis zur Gegenwart, Breslau 1967.
  • August Kurz/Carl Georgi, Geschichte der Familie Weinlig von 1580 bis 1850, Bonn 1912.

Von Matthias Dähn


  1. Alfred Heinze, Dresden im siebenjährigen Kriege, S. 2, erschienen in der Reihe „Mittteilungen des Vereins für  die Geschichte Dresdens“; Heft 5/6, Erscheinungsdatum 1885, online abrufbar  ↩︎
  2. Ebd., S. 37. ↩︎
  3. Ebd., S. 90. ↩︎