Martin Kaden, Jan-Michael Lange und Nadine Janetschke, Fotos: Jan-Michael Lange sowie Martin Kaden (6 und 9) – Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden, Sektion Petrographie
Der Eliasfriedhof repräsentiert eine frühe Epoche der Grabmalkultur in Dresden und gewährt Einblick in die Verwendung von Grabmalgesteinen bis zum Beginn der Gründerzeit, der hier etwa mit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 zusammenfällt.
Schon auf den ersten Blick kann man auf dem Friedhof die Dominanz des Elbsandsteins wahrnehmen. Dieser Quarzsandstein tritt in zwei, für Architektur und Bau gleichermaßen wichtigen, Varietäten auf: Der Elbsandstein des Typs Posta (Abb. 1) – auch als Architektensandstein bezeichnet – ist grobkörnig und verwitterungsresistent. Dieser Sandstein weist eine hohe Festigkeit auf und ist stellenweise gelblich bis bräunlich gefärbt. Solche Partien werden auch als »Eisenfahnen« bezeichnet und geben dem Postaer Sandstein sein charakteristisches Aussehen. Bei der Verwitterung überzieht sich seine Oberfläche mit einer schwärzlichen Patina.
Der Elbsandstein des Typs Cotta (Abb. 2) – der sogenannte Bildhauersandstein – ist feinkörnig und weist sehr häufig ein Fasergefüge auf, welches durch tonig-kohlige Einlagerungen hervorgerufen wird. Seine Farbe changiert von weiß über grau bis gelblich. Fossilien und Bioturbationsspuren sind häufig. Er neigt stärker als der Postaer Sandstein zur Verwitterung, die vor allem an den tonigen Lagen und den fossilen Einschlüssen ansetzt. Die Oberfläche verfärbt sich mit der Zeit ins Graue, an exponierten Stellen ist auch eine Schwärzung häufig. Das Gestein wird bis heute im Elbsandsteingebirge abgebaut. Die Sandsteingrabmale auf dem Eliasfriedhof wurden fast ausnahmslos aus Cottaer Sandstein geschaffen. Die Grufthäuser und Friedhofsmauern sind hingegen aus Postaer Sandstein gebaut. Nur 61 der etwa 1.900 Grabstätten – und dann meist aus der Zeit nach 1840 – bestehen aus anderen Gesteinsmaterialien.
So konnte an 25 Grabstätten die Verwendung von Lausitzer Granodiorit (Abb. 3), oft aber fälschlich auch als Lausitzer Granit bezeichnet, nachgewiesen werden. Das magmatische Gestein besteht aus den Feldspatmineralen Kalifeldspat und Plagioklas, Quarz und dem dunklen Glimmer Biotit. Es ist in der Regel mittel- bis großkörnig und besitzt im frischen Zustand einen grauen bis grauweißen Farbton. Charakteristisch sind Fremdgesteinseinschlüsse, die als graue bis grauschwarze Flecken im helleren Granodiorit auffallen. Das Gestein wurde in verschiedenen Steinbrüchen in der Lausitz gewonnen und besaß zunächst nur lokale bis regionale Bedeutung. Im Elbtal fand es erst mit Anbindung der Steinbruchgebiete um Demitz-Thumitz an das Eisenbahnnetz im Jahr 1846 eine weite Verbreitung. Tatsächlich stammen die ersten Grabsteine aus Lausitzer Granodiorit auf dem Eliasfriedhof aus dieser Zeit.
Ein Grabmal in Form eines Spaltfelsens (Abb. 4) wurde aus einem unbearbeiteten Rohstück Meissner Monzonit gestaltet. Dieses Gestein wurde auch bei der Einfassung der Wege und einzelner Grabstätten verwendet. Rötlicher Kalifeldspat, etwas Plagioklas und schwarze Hornblende sind die Hauptbestandteile dieses Tiefengesteins. Quarz kommt nur sehr selten vor. Das rötliche bis violette Gestein findet man im Gebiet von Dresden bis Meißen, wo es in vielen Steinbrüchen, beispielsweise im Plauenschen Grund, in der Lößnitz sowie in den linkselbischen Tälern abgebaut wurde.
Der attraktive rote Granit aus Meißen, der sog. Riesensteingranit (Abb. 5), findet sich gleichfalls auf dem Eliasfriedhof. Das grobkörnige Gestein erhält seine charakteristische rote Färbung durch die Einlagerung von Eisenoxid in Quarz und Feldspat. Im Stadtgebiet von Meißen, am Riesenstein und in Zscheila befanden sich mehrere Steinbrüche in Abbau.
Ein Unikat auf dem Eliasfriedhof findet sich bei der Grabstätte Hübert (Abb. 6). Das Gestein ist ein Mikrogabbro, der aus der Lausitz stammt. Der Lausitzer Mikrogabbro ist ein magmatisches Gestein, welches gangförmig den »Lausitzer Granit« durchsetzt und beispielsweise im Hohwald bei Neustadt, bei Ebersbach und bei Neusalza-Spremberg abgebaut wurde. Es handelt sich dabei um ein Gestein, welches dunkelgrün bis fast schwärzlich gefärbt sein kann. Die Gesteinsbestandteile sind hauptsächlich Feldspat (Plagioklas) und Pyroxen. Die hellen Plagioklaskristalle können dabei einerseits wirrfaserig in Erscheinung treten, andererseits findet man wolkige Anhäufungen, die dann, in Anlehnung an eine nasse Schneeflocke, die auf einem dunklen Untergrund schmilzt, direkt als »Schneeflocke« bezeichnet.
Eine merkwürdige Grabmalgestaltung, die an eine Kaminfassade (Abb. 7) erinnert, findet sich an der Mauer, die den Friedhof zur Ziegelstraße abschließt. Sie wurde aus Kalkstein gestaltet, dessen Herkunft auf Grund der verwitterten Oberfläche, nicht exakt ermittelt werden kann. Möglicherweise handelt es sich um einen schwarzen Wildenfelser Kalk aus Westsachsen, der als Grabmalgestein in Sachsen eine gewisse Tradition hat. Kalkstein, in der Ausbildung als Knotenkalk, kommt noch einmal bei einer Tafel im Bereich der Grufthäuser (Abb. 8) vor.
Relativ häufig treten an den Grabmalen Inschriftentafeln aus reinweißem Marmor (Abb. 9) auf. Unter Marmor versteht man einen kristallinen Kalk, der durch hohen Druck und hohe Temperatur aus einem Kalkstein hervorgegangen ist. Als Herkunft ist das Gebiet von Carrara in Italien anzunehmen. Gelegentlich kann man beobachten, dass der kostbare Carraramarmor immer wieder verwendet wurde, in dem die Rückseiten von bereits beschrifteten Tafeln neu beschriftet wurden
Einige Marmorgrabmale stammen wahrscheinlich aus dem schlesischen Vorkommen von Groß Kunzendorf (Sławniowice, Polen). Der Groß Kunzendorfer Marmor (Abb. 10) zeigt weiße bis leicht violette Färbung und ist relativ grobkörnig.
Eine Besonderheit stellt ein rundes Grabmal aus Zöblitzer Serpentinit (Abb. 11) dar. Es besteht aus Serpentinmineralen, zersetzten Granatkristallen und Talk. Neben einer großen Farbenvielfalt sind die häufig stark veränderten Granate charakteristisch. Der Zöblitzer Serpentinit kann schwarz, grün, rötlich und sehr selten gelblich gefärbt sein und ist im bergfeuchten Zustand gut drechselbar. Es ist ein traditionelles sächsisches Dekorationsgestein mit einer über 400 Jahren währenden bedeutenden Anwendungsgeschichte, auch über Sachsen hinaus. Die Verwendung des Materials für Inschriftentafeln ist in wenigen weiteren Fällen auf dem Eliasfriedhof nachgewiesen.
Vor den Grufthäusern und bei der westlichen Mauer sind Wegabschnitte erhalten, die eine Wildpflasterung (Abb. 12) zeigen. Hierbei wurden wenig bis unbearbeitete Steine aus Flussschottern der Weißeritz, die mehrheitlich aus Monzonitgeröllen aus dem Plauenschen Grund und Gneisgeröllen aus dem Osterzgebirge bestehen, als Pflastermaterial verlegt. Diese Reste des historischen Wegebaus im Raum Dresden bilden eines der wenigen erhaltenen Beispiele früherer Ausführungsformen dieser Art. Hierzu gehört auch ein alter Wasserabfluss aus Granodiorit (Abb. 13) mit eisernem Schutzgitter am Haupteingang.*
* Ein Antrag des Friedhofsausschuß an das Tiefbauamt des Rats zu Dresden lässt vermuten, dass der Abfluss mit eisernem Schutzgitter erst im Jahr 1901 angelegt wurde. Archiv des Ärars des Elias-, Trinitatis- und Johannisfriedhofes zu Dresden, E 1 II.