Architekt und Hofbaumeister
Gottlob Friedrich Thormeyer wurde am 23. Oktober 1775 in der Kreuzkirchgemeinde zu Dresden geboren. Sein Vater Gottlob Friedrich war Bürger, Handelsmann und später Schuhmachermeister, seine Mutter Christiane Regina die nachgelassene Tochter des Modelleurs an der Meißner Manufaktur Johann Samuel Starke.
Thormeyer studierte zunächst Malerei an der Dresdner Akademie der Bildenden Künste, wechselte aber später zur Architektur unter Friedrich August Krubsacius (1718–1789), wo sein unmittelbarer Lehrer Gottlob August Hölzer (1744–1814) war. Im Jahr 1800, nach anderen Quellen 1798, wurde Thormeyer Hofbaukondukteur, 1810 Hofkondukteur und 1812 Hofbaumeister.
Zahlreiche seiner Zeichnungen und Stiche fanden Eingang in den Band »Dresden mit seinen Prachtgebäuden und schönsten Umgebungen« 1807/08. Auf Reisen nach Wörlitz, Weimar, Süddeutschland, der Schweiz und Italien bildete er sich vor allem als Architekturzeichner aus und entzog sich damit zugleich weitgehend den kriegerischen Ereignissen auf sächsischem Boden, sieht man von der Gestaltung der Festdekorationen anlässlich der Besuche Napoleons und der Rückkehr König Friedrich Augusts aus dem Friedrichsfelder Exil einmal ab.
1814 baute Thormeyer die Torhäuser des Großen Gartens und die Freitreppe zur Brühlschen Terrasse. In die Zeit der Befreiungskriege fallen auch die Grab- und Denkmale für Jean Victor Moreau auf der Räcknitzhöhe vor der Stadt, für Theodor Körner in Wöbbelin und Michael de Habbe (ehemals in der Ratsgruft des Eliasfriedhofs beerdigt; später auf den Trinitatisfriedhof übergeführt). 1815/16 übernahm er die Projektierung und Anlage des ältesten Teils des Trinitatisfriedhof. Als Leiter der Demolierungsarbeiten an den Festungsanlagen zwischen 1815 und 1830 war er auch für die Neugestaltung einzelner Stadtteile verantwortlich. 1816 erarbeitete er das Konzept für den Pirnaischen Platz, 1817 folgten der Bebauungsplan der Antonstadt einschließlich des heutigen Albertplatzes sowie die Errichtung der Calberlaschen Zuckersiederei. Große Verdienste erwarb er sich beim Wiederaufbau des im Jahr 1813 schwer zerstörten Bischofswerda. An Dresdner Arbeiten sind noch der Turm der Annenkirche 1820 und die Entwürfe für die gärtnerischen Anlagen mit dem Zwingerteich auf dem aufgefüllten Wallgraben 1823 zu erwähnen. Zwischen 1821 und 1825 beaufsichtigte er mit großer Sorgfalt die städtischen Straßenpflasterungen. Von Privatbauten sei wenigstens das Haus Oberer Kreuzweg 8 um 1826 genannt. Den Schluss bilden die beiden Accisehäuser am Weißen Tor 1827–1829, von denen heute nur noch eines am Palaisplatz vorhanden ist.
Gestorben ist Thormeyer am 11. Februar 1842 in der Großen Plauenschen Gasse Nr. 16. Die Thormeyerstraße in Zschertnitz erinnert an den Baumeister, der den Klassizismus in Dresden durchsetzte. Das Kupferstichkabinett bewahrt sowohl das Porträt des Hofbaumeisters von Carl Christian Vogel von Vogelstein als auch eine Mappe mit 50 Zeichnungen des Architekten aus den Sammlungen im Schloss Moritzburg auf; eine Reihe von Aquarellen und anderen Zeichnungen Thormeyers in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden wird seit 1945 vermisst.
Seine Frau Juliane Eleonore, seit dem 22. Juli 1801 mit ihm vermählt, war eine Tochter des Kurfürstlichen Hofgärtners im Dresdner Großen Garten, Johann Gottfried Hübler. Die ältere Tochter Emilie verheiratete sich 1821 mit dem Diakon und Katecheten an der Kreuzkirche Magister Adam Carl Georg Wagner; die Ehe wurde später getrennt.
Als eigenes Denkmal wählte er die sich nach oben verjüngende Säule mit umlaufendem Sternenkranz (C 5.32). Vier Engel gliedern ihre obere Hälfte in die gleiche Anzahl von Schriftfeldern, und das Ganze ist mit einem kreuzdachartigen Abschluss versehen. Alle vier Giebel zeigen je einen Schmetterling. Der plastische Schmuck wird dem Bildhauer Christian Gottlieb Kühn (1780–1828) zugeschrieben. Die Inschriften lauten:
GOTTLOB FRIEDRICH
THORMEYER
K.S. HOFBAUMEISTER
GEB. D. 23. OCT. 1755
GEST. D. 11. Febr. 1842
JULIANE SOPHIE
THORMEYER
GEBORENE HüBLER
GEB. D. 18. MAI 1780
GEST. D. 18. AUG. 1810
EMILIE WAGNER
GEB. THORMEYER
GEB. DEN 6. MAI 1802
GEST. DEN 27. APRIL 1849
Auf der letzten Seite ist der Text infolge fortgeschrittener Zerstörung des Steines nicht mehr zu ermitteln. Anzunehmen ist, dass sie die Daten der jüngeren Tochter Thormeyers, Juliane Adelheid, trug (12. Juni 1804–7. Mai 1817).
Am benachbarten Grabmal (C 5.34) der Eltern Thormeyers fällt an der rückwärtigen Giebelseite ein seine Jungen mit dem Herzblut nährender Pelikan auf. Das Symbol sich aufopfernder Mutterliebe bezieht sich auf die sieben Kinder des Paares, von denen das älteste der spätere Hofbaumeister war.