Stifterin und Wohltäterin

Lebensdaten:
Geboren: 01. August 1812 in Erlangen
Eltern: Zu den Eltern ist wenig bekannt. So ist nur überliefert, dass sie in Riga lebten, die Mutter aus Erlangen stammt. und dass Ihr Vater kurz nach der Geburt verstarb.
gestorben: 14. September 1850 in Dresden
Jugend:
Die Mutter ging nach dem Tod des Vaters (er starb wahrscheinlich noch in Erlangen) zurück nach Riga, kehrte aber relativ schnell wieder nach Deutschland zurück. Sie lebte mit ihrer Tochter Thekla in Heidelberg und Mannheim. Thekla von Blumerincq erhielt dort in verschiedenen Erziehungsinstituten ihre Ausbildung.
Wissenswertes:
Nach ihrer eigentlichen Schulausbildung hielt sich Thekla von Blumerincq einige Jahre in Italien auf und kehrte dann mit ihrer Mutter nach Riga zurück. Beide zogen anschließend nach St. Peterburg um. In beiden Städten verkehrte die Familie mit gebildeten Kreisen. Ihre Mutter verstarb im Jahre 1832 auf einer Reise nach Salzbrunn (Schlesien) in Görlitz.
Wenige Monate vor dem Tod Ihrer Mutter heiratete Thekla von Blumerincq den russischen Staatsrat und Direktor der Ermitage Francois von Gille. Ein genaues Datum und auch der Ort der Heirat sind nicht bekannt. Beide lebten bis zum Jahre 1840 in St. Petersburg. Aufgrund der angegriffenen Gesundheit von Thekla von Gille übersiedelten sie nach Deutschland und ließen sich im Jahre 1841 in Dresden nieder. Laut Sterbeeintrag ließ sich Thekla von Gille von ihrem Mann scheiden, ein genaues Datum der Scheidung ist nicht bekannt.
Thekla von Gille wirkte als Wohltäterin in Dresden. Sie machte sich besonders verdient um das „Asyl für taubstumme Mädchen“ in Dresden. Dieses wurde von Johann Friedrich Jencke gegründet. Jencke war ein Pionier in der Ausbildung von taubstummen Kindern und Jugendlichen. Er gründete die erste Taubstummen-Schule in Dresden. Nach ihm ist auch das heutige Förderzentrum für Hörgeschädigte in der Maxim-Gorki-Straße in Dresden-Trachenberge benannt. Jencke gestaltete die Ausbildung der Gehörlosen so, dass sie für den eigenen Lebensunterhalt bzw. den ihrer Familien, in die sie nach ihrer Ausbildung zurückkehrten, sorgen konnten. Dabei erkannte er aber auch, dass einige seiner Schüler aufgrund der Lebens- und Wohnbedingungen nicht in ihre Familien zurückkehren konnte. Er setzte sich daher stark dafür ein, dass in Dresden das oben genannte Asyl im Jahre 1839 eingerichtet werden konnte. Das Asyl bot gehörlosen Frauen Unterkunft und Versorgung. Die Frauen konnten eigene Arbeiten im Nähen und Stricken verrichten. Die Arbeitsergebnisse wurden verkauft und sicherten damit einen Teil des Unterhalts der Frauen.
Thekla von Gille, seit 1843 Mitglied des Trägervereins, wurde am 30. Oktober 1844 zur Vorsteherin des Asyls gewählt. Sie verantwortete in dieser Funktion die Verwaltung der Einrichtung. Aufgrund ihrer guten Kontakte organisierte sie verschiedene Wohltätigkeitsveranstaltungen, um das Asyl mit Spenden und Verkaufserlösen zu unterstützen. So sind in den Jahresberichten des Asyls verschiedene Tombolas, Bälle und andere Aktivitäten des Vereins aufgeführt.
Das Asyl stand unter dem „Hohem Schutze“ der Landesmutter Maria Anna von Bayern, der Frau von Friedrich August II. Sie besuchte das Asyl mehrfach und nahm auch an Veranstaltungen teil.
Zwei Jahre vor Ihrem Tod ereilte Thekla von Gille eine unheilbare Krankheit an den Rückenwirbeln. Sie war danach weitestgehend an das Bett gefesselt. Trotzdem unterstütze sie das Asyl weiterhin.
Ihr Nachlass von 5.000 Silberrubel (17109 Mark) ging in der von Gille-Stiftung auf, die nach ihrer Gründung von Geheimen Medizinalrat Friedrich August von Ammon verwaltet wurde (dieser ist ebenfalls auf dem Eliasfriedhof direkt neben dem Grabmal Thekla von Gilles beerdigt). Das Stiftungsgeld wurde dem Maternihospital (damals am Standort des heutigen Elsa-Fenske-Heims) zur Einrichtung einer Versorgungsstelle „für Frauen und Mädchen aus gebildeten Familien“ bereitgestellt. Laut Akten der Stadt Dresden belief sich das Stiftungskapital Ende 1894 auf 27.962 Mark und der Zinsertrag von 1049 Mark wurde für die Finanzierung der Versorgungsstelle genutzt.
Wohnsitz/Dresdner Erinnerungsorte:
Das Asyl für erwachsene taubstumme Mädchen befand sich zuerst in der Lilienstraße, später in der Chemnitzer Straße.
Die letzte Adresse von Thekla von Gille war die Zwingerstraße Nr. 5.
Grabmal:
Das Grabmal von Thekla von Gille auf dem Eliasfriedhof ist ein großes Doppelgrab. Von der Graniteinfassung sind einige Rundsäulen erhalten. Vom Grabstein ist nur noch der Sockel aus Lausitzer Granit erhalten. Dieser trägt neben den Lebensdaten den Leitspruch von Thekla von Gille „Sie liebte Gott und ihren Nächsten als sich selbst.“ (Ev. Marc. XII.30)
Laut Nekrolog-Eintrag von 1852 stand auf dem Grab ein Marmorkreuz mit den Lebensdaten Thekla von Gilles.
Quellen/Literatur:
- Neuer Nekrolog der Deutschen. Achtundzwanzigster Jahrgang. 1850. Zweiter Theil. Druck und Verlag von Bernh. Friedr. Voigt. Weimar, 1852.
- Stadtarchiv Dresen, Anhang zur Verwaltungsordnung für das Vereinigte Frauenhospital; Akte Registr. XXVIII Lit. M Nr. 23.
Von Matthias Dähn