Johann Leopold Neumann (1745-1813)

Oberkriegs- und Oberproviant-Kommissar, Dichter und Übersetzer

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Titelblatt zu „Amphion: Ein Singspiel in drey Akten; aufgeführt in einem Privat-Concert“; Schwerin: Bärensprung, 1785, SLUB Dresden.
Lebensdaten:

geboren: 1745 in Dresden

gestorben: 2. Dezember 1813 in Dresden

Ausbildung:

Über die Kindheit und Jugend von Johann Leopold Neumann ist weiter nichts bekannt, außer dass er in Leipzig studiert hat.

Beruf:
  • 1789: Sekretär beim Geheimen Kriegsrathscollegium
  • 1799: Oberkriegs- und Oberproviant-Kommissar
Wissenswertes:

Johann Leopold Neumann war ein literarisch und musikalisch gebildeter Mann, der mit Geistesgrößen seiner Zeit in Dresden, wie Christian Gottfried Körner oder August Gottlieb Meißner, befreundet war.

Im Jahr 1776 heiratete er Dorothea Natalia Basemann (auch Bassemann), die begabte Tochter des musikbegeisterten Hofküchenmeisters Johann Georg Adolph Basemann (1704-1782)1, der in einem eigens dafür in seinem Haus eingerichteten Konzertsaal die sogenannten Bassemanschen Konzerte veranstaltete, um seinen Töchtern eine Auftrittsmöglichkeit zu bieten. Auch das Talent von Dorothea Natalia wurde durch ihren Vater intensiv gefördert. Sie erhielt Unterricht am Klavier durch den Bachschüler Christoph Transchel (1721-1800) und trat als Solistin auf. Wichtige Besucher der Stadt, wie der Komponist und Musikschriftsteller Johann Friedrich Reichardt („Bunt sind schon die Wälder“, „Wenn ich ein Vöglein wär“), erwähnten ihr Talent lobend.2 Johann Wolfgang Goethe erlebte sie in einem Konzert am 26. Dezember 1782 im Hause des Kupferstechers Johann Friedrich Bause in Leipzig.3

Johann Leopold Neumann und seine Frau gehörten zum engen Kreis des Dresdner Bildungsbürgertums und empfingen namhafte Künstler, wie Ludwig van Beethoven, Wolfgang Amadeus Mozart (1789 auf der Durchreise nach Berlin) und Friedrich Schiller, und Wissenschaftler, so zum Beispiel Johann Georg Adam Forster, in ihrem Haus.

Eine enge Freundschaft verband Johann Leopold Neumann mit dem Komponisten Johann Gottlieb Naumann. Neumann übersetzte für Naumann mehrere Libretti, wie zum Beispiel das für die Oper „Cora“, deren konzertante Aufführung Neumann 1780 in einem der Bassemannschen Konzert ermöglichte und nach der Neumann seine zwei Jahre später geborene Tochter Cora Natalie benannte.

Umgekehrt vertonte Johann Gottlieb Naumann auch Gedichte von Johann Leopold Neumann. Beide verkehrten in dem Kreis um den Grafen und die Gräfin von Brühl im Seifersdorfer Tal.

Johann Leopold Neumann verfasste neben Gedichten und dramatischen Texten auch diverse Aufsätze für verschiedene Journale, sowohl zu musikalischen Themen als auch zur „Literatur- und Völkerkunde“.

Image
Gruft Neumann, Foto: Kerstin Marasch.
Wohnsitz/Dresdner Erinnerungsorte:

Schlossstraße 3224

Grabmal:

Gruft S10 an der Westmauer

Eigene Werke:
  • Cora / Eine Oper von Naumann ; [Libretto nach einem Text von Jean-François Marmontel von Gudmund Jöran Adlerbeth ; Übersetzer und Herausgeber: Johann Leopold Neumann]; Leipzig: In der Dyckischen Buch Handlung, 1780 (analog verfügbar in der SLUB Dresden, digital verfügbar u. a.)
  • Cleopatra : ein Duodrama / Die Musik ist von Herrn Franz Danzi. [Textverf.: Johann Leopold Neumann]; Mannheim: Schwan, 1780 (digital verfügbar)
  • Sammlung von Liedern beym Klavier zu singen in drei Abtheilungen, componirt vom Churfürstl. Sächs. Capellmeister Herrn Naumann, Pförten 1784 (analog verfügbar über die SLUB Dresden, digital verfügbar darin:
    • Abbitte
    • Abendgesang im Tina Tal bei einem Grabmal
    • An die Hoffnung
    • An die Sonne
    • Lina an ihre abwesende Freunde 
    • Morgengesang vor einer Freundin Schlafzimmer
    • Palmor und Pelmors Gesang, als Sie an einen schönen Wintertag mit Tina das Thal zu S. besuchten
  • Amphion: ein Singspiel in drey Akten, Geschrieben zu Naumanscher Composition von Neumann;  aufgeführt in einem Privat-Concert Schwerin: Gedruckt bey Wilhelm Bärensprung, 1785 (digital verfügbar )
  • Die Pilgrimme am Grabe Jesu: Ein geistlich Gespräch musikalisch aufgeführet in der Churfürstlichen Hofkapelle zu Dresden am heiligen Abend vor Ostern 1799; Dresden: Hofbuchdruckerey, 1798 (digital verfügbar)
  • Die Rückkehr des verlornen Sohns: Eine heilige Handlung musikalisch aufgeführt in der Churfürstlichen Hofkapelle zu Dresden am heiligen Abend vor Ostern 1800 / [Die Musik ist von Herrn Naumann, Sr. Churfürstlichen Durchlaucht zu Sachsen wirklichem Kapellmeister. Der deutsche Text ist von Herrn Oberkriegskommißar Neumann.]; Dresden: Hofbuchdruckerey, 1800 (digital verfügbar)
  • Der Tod Abels: Eine heilige Handlung, musikalisch aufgeführt in der Kurfürstlichen Hofkapelle zu Dresden, am heiligen Ostersonnabend im Jahr 1802; Dresden: Hofbuchdruckerey, 1802 (analog verfügbar in der SLUB Dresden)
  • Joas König von Juda: Eine heilige Handlung, musikalisch aufgeführt in der Kurfürstlichen Hofkapelle zu Dresden, am heiligen Ostersonnabend im Jahr 1804; Dresden: Kurfürstl. Hofbuchdruckerey, 1804 (analog verfügbar in der SLUB Dresden)
  • Die Befreyung der Stadt Bethulia: Eine heilige Handlung, musikalisch aufgeführt in der Churfürstlichen Hofkapelle zu Dresden am Ostersonnabend im Jahre 1805; Dresden: Hofbuchdruckerey, 1805 (analog verfügbar in der SLUB Dresden)
  • Das heilge Grab : Eine heilige Handlung, musikalisch aufgeführt in der Königlichen Hofkapelle zu Dresden am heiligen Ostersonnabend im Jahre 1807; Dresden: Königl. Hofbuchdr., 1807 (analog verfügbar in der SLUB Dresden, digital verfügbar)
  • Die Leiden des Erlösers: Eine heilige Handlung musikalisch aufgeführt in der Königlichen Hofkapelle zu Dresden am heiligen Ostersonnabend im Jahr 1809; Dresden: Königliche Hofbuchdruckerey, 1809 (analog verfügbar in der SLUB Dresden, digital verfügbar)
  •  „Ueber Ramberg’s  Kunst und Kunstwerke.“ in Johann Georg Meusel, Teutsches Künstlerlexikon oder Verzeichnis der jetzlebenden teutschen Künstler, . Th. II, S. 170 ff.; Dresden 1792; (analog verfügbar in der SLUB Dresden, digital verfügbar)
  • „Vertheidigung J. G. Naumann’s gegen eine Beurtheilung in den Dresdner gem. Beiträgen.“ 1808, Nr. 61 im 77. Stück derselben dieses Jahres (ein Beitrag zu den Annalen der Tonkunst, welcher die Antikritik einer Recension im Modejournale von der Aufführung der Naumann’schen Composition zu Klopstock’s Vaterunser in der Kirche zu Neustadt bei Dresden enthält) (digital verfügbar)
Quellen/Literatur:
  • Neuestes gelehrtes Dresden oder Nachrichten von jetzt lebenden Dresdner Gelehrten, Schriftstellern, Künstlern, Bibliotheken und Kunstsammlern / hrsg. von Johann Gottlieb August Kläbe; Leipzig: Voss, 1796-
  • Moritz Fürstenau: Neumann, Johann Leopold; in: Allgemeine Deutsche Biographie/ herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23, V. Münchhausen – v. Noorden; Leipzig: Duncker & Humblot, 1886.
  • Freia Hoffmann: Natalie Neumann.
  • Johann Friedrich Reichardt, Briefe eines aufmerksamen Reisenden die Musik betreffend, Zweyter Theil. Frankfurt a. M. u. Breslau 1776, Repr. Hildesheim 1977, S. 121 ff.
  • W. Goethe: Göthes Briefe an Frau von Stein aus den Jahren 1776 bis 1826, Zweiter Band, Weimar 1848, S. 280.

Von Kerstin Marasch


  1. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Marie Dorothee Basemann, geb. Döring (1712-1792) in der Gruft S13 auf dem Eliasfriedhof bestattet. Eine weitere Tochter der beiden, Dorothee Ernestine Basemann, geb. 1748 wurde 1831 in der Gruft B21.14 auf dem Eliasfriedhof bestattet. ↩︎
  2. Johann Friedrich Reichardt, Briefe eines aufmerksamen Reisenden die Musik betreffend, Zweyter Theil. Frankfurt a. M. u. Breslau 1776, Repr. Hildesheim 1977, S. 121 ff. ↩︎
  3. W. Goethe: Göthes Briefe an Frau von Stein aus den Jahren 1776 bis 1826, Zweiter Band, Weimar 1848, S. 280. ↩︎
  4. Dresdner Adress-Kalender, Band 1799, S. 306; Dresdner Adress-Kalender, Band 1811, S. 57. ↩︎