Historienmaler, Professor an der Kunstakademie Dresden
Lebensdaten:
geboren: am 4. April 1786 in Frauenstein/Sachsen
gestorben: am 10. Januar 1835 in Dresden
Vater: Johann Gottlieb Naeke, Amtmann in Frauenstein
Die Angaben zu seinem Namen variieren, sowohl was die Schreibweise des Namens, als auch was das Geburtsjahr angeht. Auf dem Grabstein sind die Vornamen Ferdinand Heinrich und das Geburtsjahr 1787 eingraviert. In der Literatur findet man die Angabe, dass er am 4. April 1786 in Frauenstein geboren wurde.
Ausbildung:
Eigentlich sollte Naeke auf Wunsch seines Vaters Jura studieren, erhielt aber wegen seiner Zeichentalente zunächst Privatunterricht bei Gaetano Toscanini an der Dresdner Akademie. Danach konnte er ab 1803 Schüler der Dresdner Akademie bei dem Bildnismaler J. Grassi und dem Historienmaler F. Hartmann werden. Beide vertraten den deutschen Klassizismus. Den jungen N. beeindruckte Grassis Kolorismus. Durch Hartmann wurde er auf die religiöse Thematik hingewiesen
Beruf:
Ab 1808 entstanden Bilder zu Goethes eben erschienenem „Faust“ und Kleists „Käthchen von Heilbronn“. Mit romantisierender Idealität und voller Empfindung wurde hier die Welt des Mittelalters vor Augen geführt. Die Erfolge Naekes mit Buchillustrationen, insbesondere zu Goethes Werken, aber auch zu anderen Autoren der Zeit, mündeten schließlich in seiner Mitarbeit bei den Leipziger Jahrbüchern und Publikationen.
Von 1817 bis 1825 hielt sich Naeke in Rom im Kreise der sog. Nazarener1 auf.
Wissenswertes:
Als Stipendiat des sächsischen Königs in Rom schloss Naeke sich besonders Friedrich Overbeck an und betrieb das Studium der Antike, der italienischen Renaissancemeister sowie der italienischen Landschaft und Lebensweise. Hier kam er in Kontakt mit den sog. Nazarenern.
Seine Zeichnungen weisen auf eine genaue Beobachtungsgabe und den nazarenischen Stil altmeisterlicher Zeichnungspraxis hin. Er verkehrte u.a. mit Julius Schnorr v. Carolsfeld, der ihn auch ca. 1820 porträtierte. Durch ihn lernte er den Dresdner Kunstkenner und Mäzen Johann Gottlob v. Quandt kennen. In dessen Haus fanden die jungen Deutschrömer ab 1819 willkommenen Einlass. Naeke verdankte Quandt den Auftrag zu seiner anspruchsvollsten und figurenreichsten Komposition: „Die hl. Elisabeth im Hofe der Wartburg Almosen spendend“ (Priv.-besitz., Frankfurt/Main). Zu diesem Gemälde gibt es einen ausführlichen, erhaltenen Schriftverkehr zwischen dem Auftraggeber J. G. Quandt und J. Schnorr v. Carolsfeld, der hier auszugsweise zitiert sei.2
Quandt nahm bereits während Naekes Zeit in Rom Kontakt mit ihm auf bezüglich der Bestellung eines Gemäldes auf. Naeke konnte sich dort den Gegenstand seines Bildes selbst wählen und entschied sich für die Hl. Elisabeth. Die Geduld seines Gönners wurde jedoch auf eine harte Probe gestellt. Nach dreijährigem Warten erbat Quandt von Schnorr v. Carolsfeld Mitteilung, was Naeke treibe:
„Ich höre nichts von ihm, als wenn er an mich, um neuen Vorschuss auf sein Gemälde schreibt, bisher habe ich ihm diesen auch nicht versagt, allein es ist doch wohl auch ein erlaubter Wunsch von mir, zu erfahren, ob er an dem Bilde auch wirklich thätig gewesen ist, worauf ich bereits noch ganz kürzlich einen bedeutenden Theil des Honorars vorausbezahlt habe…! (30. Mai 1823).
Naeke, der 1825 einen Ruf an die Dresdner Akademie erhalten hatte, brachte das Bild unvollendet mit über die Alpen und beendete die Arbeit hier unter den Augen seines Auftraggebers, jetzt aber zu dessen höchster Zufriedenheit:
„Das große Bild, welches er für mich malt rückt rasch vorwärts. Es wird dies ein Werk ganz eigenthümlicher Weise, so dass ich Ihnen dafür kein ähnliches in Sinn und Art zu nennen wüsste. Es ist glücklich in den Grenzen des Wirklichen gehalten, dass es durch seine Naturwahrheit weder das Edle herabzieht, noch das Auge durch den Anblick von Gebrechen beleidigt. Dahingegen blickt die ewig und in allen Verhältnissen göttliche innere Menschennatur aus ihrer körperlichen Verdunklung und weltlichen Gebrechlichkeit hindurch, so daß der Geist freudig, selbst in Dürftigkeit und Roheit das gleiche Wesen erkennt, ohne daß der Künstler die Wahrheit verfälscht oder verputzt hätte. Ich freue mich sehr auf den Besitz dieses Bildes, welches eine große Zierde meiner Sammlung werden wird…“ (1. März 1825).
In der Tat erregte das Werk großes Aufsehen. Das führte dazu, dass sich Naeke und Quandt anfreundeten.
Naeke wurde als zweiter Nazarener und Historienmaler nach Carl Vogel an die Dresdner Kunstakademie berufen, wo er Akademieprofessor wurde. Die nächsten zehn Jahre bis zu seinem Tod vertrat er die nazarenischen Ideale der altmeisterlichen Figurenkomposition, ohne dieser Richtung in Dresden zu einem Durchbruch verhelfen zu können. Neben der Fertigstellung alter Aufträge entwarf er eine Reihe biblischer Szenen wie „Ruth und Boas“, „Das Opfer Noahs“, „Die klugen und die törichten Jungfrauen“, erreichte aber nicht mehr seine frühere Produktivität. Zeichnerische Präzision und plastisches Formempfinden mit einer Begabung für harmonische und empfindsame Darstellung zeichnen nahezu sein ganzes Schaffen aus.
Naeke verstarb am 10.01.1835 in Dresden, nachdem er oft und lange gekränkelt hatte.
Quandt fand ergreifende Worte für den verstorbenen Freund:
„Heute morgen (10. Januar) starb Prof. Näke nach einem Krankenlager von länger als einem Jahre. Er besaß alle Eigenschaften, welche mir mangeln: Ruhe und Gleichgewicht des Geistes und Herzens, und so kann ich wohl sagen, da wir uns seit 5 Jahren enger an einander angeschlossen hatten, dass ich einen Theil von mir selbst verloren habe. Ich habe ihn geliebt und verehrt, aber in seinem Krankenlager ist er mir bewunderungswürdig geworden. Er litt und starb als ein Weiser. Die Klarheit und Ruhe seines Geistes hat ihn nur in den Augenblicken verlassen, in welchen er schon in Agonie lag und die organische Thätigkeit die des Geistes unterdrückte, und doch habe ich ihn auch selbst über seine Fieberphantasien mit Klarheit urtheilen hören. Ich hörte ihn wenig Tage vor seinem Tode sagen, als er schon ganz erschöpft war: Ich weiß, daß ich nicht aus meinem Bette gekommen bin und kann doch die Vorstellung nicht loswerden, daß ich ausgegangen bin und mich wohl befinde. Er war gefühlvoller, als er vielen schien , weil seine Wärme keine Flamme war. So war er auch fast ohne Härte. Vielleicht war er der einzige Mensch, der mich ganz kannte und verstand.“
Quellen/Literatur:
- H. J. Neidhardt, Die Malerei der Romantik in Dresden“, Leipzig 1976, S. 371.
- Lexikon der Kunst, Bd. III, Leipzig 1975, S. 511.
- Neue deutsche Biographie, Bd. 18, Berlin 1997, S. 706 f.
- Rudolf Bemmann, Aus dem Leben Johann Gottlob von Quandts, Sonderabdruck aus dem Neuen Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde, Bd. XLVI, S. 17-19.
Von Hannelore Müllner
- Die Anhänger dieses ersten neuzeitlichen dt. Künstlerbundes wurden bereits von den Zeitgenossen Nazarener genannt. Der Name stammt von der durch Overbeck in Mode gekommenen langen Haarfrisur, die nach Raffaelbildnissen bereits im 17. Jh. „alla nazarena“ genannt wurde. Die Nazarener Bezeugten mit dieser auch äußerlich sichtbaren Form der Imitatio Christi ihre religiöse Bindung und die Verehrung für die frühitalienische und altdeutsche Kunst. Die Bezeichnung Nazarener, ursprünglich abwertend gemeint, wurde von der Kunstgeschichtsschreibung bereits nach der Jahrhundertmitte aufgegriffen, ohne jedoch bis heute eindeutig definiert zu sein ↩︎
- Rudolf Bemmann, Aus dem Leben Johann Gottlob von Quandts, Sonderabdruck aus dem Neuen Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde, Bd. XLVI,, S. 17-19, ↩︎